DVV-Frauen verlieren Krimi gegen Tschechien - Achtelfinale gesichert

(Foto: Justus Stegemann) (Foto: Justus Stegemann) Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat im vierten Spiel der Heim-Europameisterschaft eine bittere Niederlage kassiert. Gegen Tschechien konnte das Team von Bundestrainer Vital Heynen zwei Matchbälle nicht nutzen und musste sich letztlich mit 2:3 (25:22, 25:23, 24:26, 20:25, 16:18) geschlagen geben. Trotz der Niederlage sicherte sich Deutschland mit dem Punktgewinn den Einzug ins Achtelfinale.

Die Enttäuschung war den deutschen Spielerinnen nach Abpfiff ins Gesicht geschrieben. Ratlos saßen sie am Boden. Nach 144 Minuten hatten sie nach einem umkämpften Spiel ganz knapp verloren. Zweimal hatten sie im Tiebreak Matchball und beide Male hatten sie den Sieg auf der Hand – doch am Ende jubelten die Tschechinnen. „Uns hat der Mut verlassen, wir haben in wichtigen Momenten Fehler gemacht“, sagte Lena Stigrot und ergänzte: „So gewinnt man kein Spiel, das haben wir uns selbst zuzuschreiben.“

(Foto: Justus Stegemann)
(Foto: Justus Stegemann)

Knapp 1900 Zuschauer erlebten im CASTELLO ein packendes Spiel. Zunächst dominierten die Deutschen die Partie und gingen mit 2:0 in Führung. Dann kippte das Spiel. „Wir haben ihnen das Spiel geschenkt, wir haben so viele Eigenfehler gemacht, wie ich das noch nie von uns gesehen habe“, sagte die Kapitänin. Allein 18 Aufschlagfehler bei drei Assen sprachen deutliche Bände. Damit hätten sie die Gegnerinnen wieder ins Spiel gebracht. „Das Momentum ist gekippt“, sagte Lena Stigrot. Am Ende sei es auch eine Sache der Nerven gewesen. „Wir konnten diesem Druck, dass wir heute gewinnen müssen, nicht standhalten.“

Denn mit einem Sieg hätten die Deutschen gute Chancen auf Platz zwei in Gruppe C gehabt und damit eine leichtere Ausgangslage fürs Achtelfinale. Durch den Punktgewinn ist immerhin der Einzug ins Achtelfinale gesichert, allerdings als Tabellendritter oder -vierter. „Das macht es ganz schwierig. Ich bin schwer enttäuscht“, sagte Heynen. „Heute waren wir so nah dran, um trotz des Ausfalls von Hanna und dieses schweren Umstandes das Turnier noch gut zu machen, aber wir haben es nicht geschafft.“

(Foto: Andreas Beckmann)
(Foto: Andreas Beckmann)

Zum Abschluss der Vorrunde trifft Deutschland nach einem spielfreien Tag am Donnerstag noch auf Topfavorit Türkei. „Sie spielen unglaublichen Volleyball“, weiß Lena Stigrot um die „Weltklasse“ des Gegners. Auch Heynen sieht es realistisch: „Die Qualität ist so viel größer als unsere. Wir versuchen gut zu spielen, aber gewinnen ist unmöglich.“ Lena Stigrot sieht aber auch etwas Positives: „Jetzt brauchen wir uns keinen Druck mehr machen und können die rappelvolle Halle genießen und hoffentlich nochmal ein gutes Spiel zeigen“, so die Kapitänin.

Im ersten Spiel des Tages setzte sich Aserbaidschan ebenfalls in einem umkämpften Fünf-Satz-Spiel mit 3:2 gegen Griechenland durch.

Spielbericht

Wie schon in den Spielen zuvor schickte Heynen seine Stammsechs aufs Feld: Pia Kästner, Lena Stigrot, Lina Alsmeier, Antonia Stautz, Marie Schölzel, Camilla Weitzel sowie Anna Pogany. Die Partie begann ausgeglichen, kein Team konnte sich wirklich absetzen. Kapitänin Lena Stigrot übernahm Verantwortung und sorgte mit einem Block und zwei Punkten erstmals für eine Drei-Punkte-Führung (15:12). Marie Schölzel erhöhte zunächst auf 19:15, doch die Tschechinnen konterte direkt (19:17), sodass Vital Heynen seine erste Auszeit nahm. Nach einem Annahmefehler war der Vorsprung auf einen Punkt geschmolzen, doch Marie Schölzel beendete einen langen Ballwechsel mit dem 20. Punkt für Deutschland. Mit einem Block gegen Stigrot glich Tschechien aus (20:20). Doch das ließ die Kapitänin nicht auf sich sitzen und knallte ihren nächsten Angriff ins gegnerische Feld. Heynen brachte Corinna Glaab zum Aufschlag für Marie Schölzel und vorne Monique Strubbe für Pia Kästner. Nach zwei Punkten von Lena Stigrot und einem Block von Camilla Weitzel hatte Deutschland Satzbälle (24:20). Den ersten vergab die Kapitänin, den zweiten wehrte Tschechien mit einem Ass ab ehe Camilla Weitzel den dritten Satzball verwandelte.

(Foto: Justus Stegemann)
(Foto: Justus Stegemann)

Der Start in den zweiten Durchgang missling jedoch, nach einem Netzfehler und einem Block gegen Camilla Weitzel lagen die Deutschen 0:3 hinten. Mit zwei Punkten von Lina Alsmeier kamen sie jedoch schnell wieder heran und glichen direkt aus (4:4). Das Spiel blieb eng und umkämpft. Bei den deutschen übernahmen Lena Stigrot und Lina Alsmeier Verantwortung und punkteten immer wieder (13:11). Auch Marie Schölzel punktete im Angriff und Block (16:12). Doch Tschechien kämpfte sich mit einem Block gegen Lena Stigrot und starken Aufschlägen auf 16:15 heran, schaffte nach einem langen Ballwechsel den Ausgleich und gingen mit einem Ass mit 16:18 in Führung. Marie Schölzel durchbrach die Serie mit einem Block. Heynen brachte erneute Monique Strubbe und Corina Glaab für Pia Kästner und Marie Schölzel. Weitzel glich zum 18:18 aus, doch erneut holten die Tschechinnen einen Zwei-Punkte-Vorsprung heraus (18:20), sodass Heynen seine Auszeit nahm. Mit zwei Punkten und einem Block von Camilla Weitzel ging Deutschland erneut in Führung (22:21). Die Mittelblockerin war es auch, die mit einem Ass für den Satzball sorgte, den Lina Alsmeier im zweiten Anlauf verwandelte.

„Wir haben zu Beginn des ersten und zum Ende des zweiten Satzes gut gespielt, so wollen wir weitermachen“, sagte Heynen in der Satzpause. „Wir müssen kämpfen, das tun wir auch, aber wir können auch noch besser spielen.“

Das Spiel ging genauso eng und umkämpft weiter (5:5). Dann schaltete das deutsche Team einen Gan höher. Antonia Stautz setzte die tschechische Annahme mit starken Aufschlägen unter Druck, Lina Alsmeier punktete im Angriff, Marie Schölzel im Block und selbst Pia Kästner verwandelte eine direkt zurückkommende Annahme eiskalt (9:5). Nachdem Schölzel noch zum 12:8 gepunktet hatte, zogen die Tschechinnen mit fünf Punkten in Folge erneut an den Deutschen vorbei (12:13). Heynen nahm eine Auszeit, doch es half nichts (12:13). Lena Stigrot erzielte schließlich mit Wut im Bauch den 13. Punkt für Deutschland. Auch Antonia Stautz knalle ihren Angriff ins gegnerische Feld (14:15). Heynen brachte Rica Maase für Antonia Stautz. Mit einem Ass erhöhte Tschechien den Vorsprung wieder auf 14:17. Als auch der nächste Punkt an die Gegnerinnen ging, nahm Heynen seine zweite Auszeit. Lina Alsmeier punktete zweifach und Marie Schölzel blockte nach einem starken Aufschlag von Antonia Stautz (17:19). Die Mittelblockerin erzielte zwei weitere punkte (20:21) und mit zwei Blocks von Camilla Weitzel hatte Deutschland das Spiel gedreht (22:21). Doch die Schlussphase war an Dramatik kaum zu überbieten. Als der Anggriff von Camilla Weitzel im Aus landete, führten die Tschechinnen erneut (22:23). Lena Stigrot glich mit einem Block erneut aus, doch der Aufschlag von Pia Kästner blieb an der Netzkante hängen, sodass Tschechien Satzball hatte. Weitzel glich erneut aus. Die Halle bebte, keinen hielt es mehr auf den Sitzen. Die tschechische Zuspielerin zeigte Nervenstärke und punktete mit einem zweiten Ball. Mit einem Block gegen Lina Alsmeier erzwangen die Tschechinnen den vierten Satz.

In diesen erwischten die Deutschen den besseren Start (3:0), doch Tschechien glich mit einem Block gegen Lina Alsmeier direkt wieder aus und ging mit einem Ass in Führung. Rica Maase kam erneut für Antonia Stautz. Marie Schölzel glich mit ihrem fünften Block aus (6:6). Es ging eng weiter, das Spiel war geprägt von vielen Fehlaufschlägen auf beiden Seiten (14:14). Kein Team konnte sich bis zum 19:19 mehr absetzen. Dann kam der deutsche Angriff nicht mehr durch und Tschechien ging mit vier Punkten in Folge mit 19:23 in Führung. Der fünfte Fehlaufschlag im deutschen Team im vierten Satz (der 18. insgesamt) bescherte Tschechien Satzbälle. Mit einem druckvollen Aufschlag verwandelten sie direkt den ersten.

Der Tiebreak startete mit einem langen Ballwechsel, mit dem besseren Ende für Tschechien, die mit einem Ass auf 0:2 erhöhten. Wieder war der deutsche Angriff nicht zwingend genug (0:3). Beim 2:6 nahm Heynen bereits seine zweite Auszeit und diese zeigte Wirkung. Mit Punkten von Marie Schölzel und Lina Alsmeier sowie einem Ass von Antonia Stautz glich Deutschland wieder aus (6:6). Beim Seitenwechsel führte Tschechien wieder (6:8), ehe Deutschland durch ein Ass von Lina Alsmeier und einen Punkt von Schölzel wieder ausglich (9:9). Keinen der 1900 Zuschauer hielt es mehr auf dem Sitz. Gepusht von den Fans erzielte Lena Stigrot erst den 10:10 und dann den 11:11 Ausgleich. Antonia Stautz brachte die Führung (12:11) und zwang Tschechien zur Auszeit. Die eingewechselte Monique Strubbe sorgte für den ersten Matchball. Die deutschen hatten den Sieg bereits auf der Hand, doch Tschechien glich wieder aus (14:14). Nach starken Abwehraktionen blockte Marie Schölzel den gegnerischen Angriff zum zweiten Matchball – den die Tschechinnen erneut abwehrten. Als Marie Schölzels Angriff im Aus landete, hatte Tschechien den ersten Matchball. Lina Alsmeier wehrte diesen ab. Lena Stigrots Block landete knapp neben der Linie, sodass die Tschechinnen erneut Matchball hatten. Als der Angriff von Marie Schölzel an der Antenne landete, fielen sich die Tschechinnen jubelnd in die Arme.

Die deutschen Gruppenspiele in Düsseldorf

Tag Datum Uhrzeit Spiel Ergebnis
Donnerstag
  1. August 2023
20 Uhr Deutschland vs. Griechenland 3:0 (25:19, 25:21, 29:27)
Samstag
  1. August 2023
20 Uhr Deutschland vs. Aserbaidschan 3:1 (25:13, 25:22, 12:25, 25:14)
Montag
  1. August 2023
20 Uhr Deutschland vs. Schweden 1:3 (25:13, 16:25, 18:25, 18:25)
Dienstag
  1. August 2023
20 Uhr Deutschland vs. Tschechische Republik 2:3 (25:22, 25:23, 24:26, 20:25, 16:18)
Donnerstag
  1. August 2023
20 Uhr Deutschland vs. Türkei

Zum kompletten Spielplan >>>

14er-Kader Europameisterschaft

Nr. Name Position Verein (Saison 23/24)
2 Pia Kästner Zuspiel SSC Palmberg Schwerin
3 Annie Cesar Libera Ladies in Black Aachen
4 Anna Pogany Libera SSC Palmberg Schwerin
5 Corina Glaab Zuspiel Allianz MTV Stuttgart
6 Antonia Stautz Außenangriff SC Potsdam
9 Lina Alsmeier Außenangriff Il Bisonte Volley Firenze (ITA)
10 Lena Stigrot Außenangriff Cuneo Granda Volley (ITA)
14 Marie Schölzel Mittelblock MOYA Radomka Radom (POL)
16 Anastasia Cekulaev Mittelblock SC Potsdam
17 Laura Emonts Außenangriff
21 Camilla Weitzel Mittelblock Reale Mutua Fenera Chieri (ITA)
22 Monique Strubbe Mittelblock Allianz MTV Stuttgart
25 Rica Maase Diagonalangriff USC Münster
26 Annegret Hölzig Außenangriff SSC Palmberg Schwerin
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