Interview der Woche: Stefan Hübner: „Ich freue mich tierisch auf das Duell mit dem SCC Berlin“

Stefan Hübner spielt mit Perugia/ITA eine durchwachsene Saison. Im "Interview der Woche" äußert er sich zur Liga, Nationalmannschaft, Beach und Europapokal.

Italien-Profi Stefan Hübner (Perugia/ITA) ist nach wie vor einer der bekanntesten und besten deutschen Volleyballer. Nach den Olympischen Spielen in Peking 2008 erklärte der Mittelblocker nach 224 Länderspielen seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Wie es um den 2,00 Meter großen Hübner in Italien steht, wie er die Chancen der DVV-Männer 2010 beurteilt und was seine Pläne im Sommer sind, verrät er im "Interview der Woche".

In Deutschland ist es ruhig um Stefan Hübner geworden, nachdem Sie nach den Olympischen Spielen in Peking Ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt haben. Wie geht es Ihnen aktuell?
Hübner: „Es geht mir sehr gut. Das letzte Jahr hat sportlich und privat viele Veränderungen gebracht, und wenn ich so zurückblicke, war es eine lehrreiche Zeit, in der der Sport zur Abwechselung mal etwas in den Hintergrund gerückt ist.“

In der Liga läuft es mit ihrem Verein Perugia nicht nach Plan: Drei Spieltage vor Normalrundenende rangiert Perugia mit acht Punkten Rückstand auf den letzten Play-off Platz lediglich auf Rang neun. Warum?
Hübner: „Ja, die Saison in der italienischen Liga verläuft relativ enttäuschend. Wir hatten uns zu Saisonstart deutlich mehr vorgenommen, aber trotz Trainerwechsel sind wir wahrscheinlich zu spät in Schwung gekommen, um es noch in die Play-offs zu schaffen. Wir mussten zwei längere Ausfälle von wichtigen Spielern verkraften und waren aber auch einfach über die ganze Saison nicht konstant in unseren Leistungen. Und das wird in einer so ausgeglichen Liga knallhart bestraft.“

Sie selbst spielen – an ihren eigenen Ansprüchen gemessen – eine solide, aber keine überragende Saison. Liegt es daran, dass die Mannschaft neu zusammengestellt wurde oder gibt es andere Erklärungen dafür?
Hübner: „Ich habe letzten Sommer eine Spritzenaufbaukur für mein Knie gemacht. In dieser Zeit konnte ich kein Krafttraining machen und habe ziemlich viel Muskulatur verloren. Zu Saisonstart war ich daher etwas in Rückstand, und gerade als ich mich wieder rangearbeitet hatte, habe ich mir eine kleine Wadenverletzung zugezogen, die mich drei Wochen außer Gefecht gesetzt hat. Danach hat es natürlich etwas gedauert, und erst jetzt zum Saisonende habe ich mein normales Niveau wieder erreicht.“

In der Meisterschaft ist der Zug abgefahren, im Europapokal sind Sie voll dabei. Nach dem Viertelfinalsieg über Lennik/BEL steht Perugia im Finalturnier des Challenge Cup. Würde der Sieg die verkorkste Saison retten?
Hübner: „Richtig retten nicht, aber ein Sieg würde die Saison natürlich positiv abschließen.“

Bereits vor Saisonbeginn hatten Sie gesagt, der Verein wolle unbedingt den Titel im Challenge Cup gewinnen. Wie ist der Stellenwert des Europapokals in Italien?
Hübner: „Es wäre der erste Titel für unseren Verein und ist daher von Anfang an unser oberstes Ziel gewesen. Seit es kein Selbstläufer mehr ist, dass die italienischen Vereine europäische Titel gewinnen, ist der Stellenwert des Europapokals deutlich gestiegen. Nur das Publikum nimmt die Mittwochsspiele gegen unbekanntere Mannschaften noch nicht so richtig an.“

Ist es etwas Besonderes, im Halbfinale gegen einen Bundesligisten und dann noch gegen Berlin, für das Sie auch mal gespielt haben, antreten zu müssen?
Hübner: „Da freue ich mich tierisch drauf, und dann noch gegen Berlin, meinen letzten Verein in der Bundesliga. Das wird ein echtes Highlight für mich.“

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Foto FIVB: Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking machte Stefan Hübner (Nr. 9) gegen Weltmeister Brasilien sein letztes Länderspiel.

Stichwort Italien: Im September/Oktober findet die Männer-WM auf dem Appenin statt. Was erwartet die deutschen Männer und die deutschen Zuschauer im „Volleyball-Paradies“ Italien?
Hübner: „Ich denke, es wird eine tolle WM. Für einen Volleyballer ist es immer etwas Besonderes in Italien zu spielen. Ich hoffe, die italienischen Zuschauer lassen sich auch für die Spiele anderer Mannschaften begeistern, nicht dass die deutschen Fans am Ende wie in Japan ganz alleine in der Halle sitzen.“

Sie selber sind nicht auf dem Feld dabei. Kommt da Wehmut auf, wenn man in der Wahlheimat bei so einem Ereignis nicht die Schuhe schnürt?
Hübner: „Ein bisschen Wehmut kommt bei mir bei jedem Spiel der Nationalmannschaft auf, und eine WM in meiner Wahlheimat der letzten zehn Jahre wäre natürlich eine tolle Sache gewesen.“

Werden Sie sich Spiele vor Ort angucken, und was trauen Sie den DVV-Männern zu?
Hübner: „Ob ich es schaffe, mir Spiele vor Ort anzuschauen, weiß ich noch nicht, aber ich werde kräftig die Daumen drücken. Es wird ein schweres Turnier. Viele Teams sind auf Augenhöhe, und die Tagesform wird entscheiden. Wenn alle fit sind und unsere Mannschaft gut in das Turnier startet, kann sie das gute Abschneiden der letzten WM (9. Platz, Anm. d. Red.) wiederholen oder vielleicht sogar verbessern.“

Auch in der World League bekommt es die Mannschaft von Raúl Lozano in den Spielen gegen Polen, Kuba und Argentinien mit der absoluten Weltklasse zu tun. Wie beurteilen Sie das Comeback auf der World League Bühne?
Hübner: „Die Weltliga wird der Mannschaft helfen, sich weiter zu verbessern und die deutschen Fans können sich auf attraktive Gegner freuen. Aufgrund der Leistungen der letzten Jahre ist eine Teilnahme auch absolut berechtigt und war höchste Zeit.“

Die Vereinssaison biegt auf die Zielgerade, der Sommer ist nicht mit der Nationalmannschaft belegt. Was machen Sie in der schönsten Jahreszeit?
Hübner: „Diesen Sommer werde ich mich mit viel Krafttraining fit halten und versuchen, das eine oder andere Turnier auf der smart beach tour zu spielen. Und ab und zu treffe ich mit Hansi Groth, unserem ehemaligen Physiotherapeuten, zu unserer neuen Leidenschaft auf eine entspannte Runde Golf.“

Was planen Sie zu spielen, mit wem als Partner, und wie lauten die Ziele?
Hübner: „Ich werde auf der deutschen Tour spielen, und wer weiß, wenn es gut läuft, klappt´s ja vielleicht mit der Qualifikation für Timmendorfer Strand. Mit wem ich spiele, das möchte ich noch nicht verraten…Die Deutschen Meisterschaften dort würde ich gerne einmal als aktiver erleben.“

Die Hallen-Profis Björn Andrae/Marcus Popp erreichten 2009 das Finale in Timmendorfer Strand…
Hübner: „Die zwei haben eine super Beach-Saison gespielt. Wahnsinn, wie weit die am Ende gekommen sind. Sie sind einfach sehr gute Allrounder. Ich würde mich schon freuen, einfach mal in Timmendorf dabei zu sein. Das wird schwer genug - bei so vielen guten Teams in Deutschland.“

Bereits 2006 hatten Sie begonnen (mit Thomas Kröger), eine Beach-Karriere zu starten. Das gemeinsame Engagement wurde in den Sand gesetzt, Hübner/Kröger standen kurze Zeit später bei der WM 2006 und bei den Olympischen Spielen 2008 im Hallen-Kader. Ist eine Wiederholung denkbar?
Hübner: „Sag niemals nie. Fit genug bin ich, denke ich, noch. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt, aber geplant ist es momentan nicht.“

Und London 2012 im Sand?
Hübner: „Wenn es Richtung Olympia geht, kommt man auf die verrücktesten Ideen...“

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