Renate Riek-Bauer: Zweite Karriere als Trainerin

Foto: Schultz Foto: Schultz Mit mittlerweile 61 Jahren stets agil und ehrgeizig: Renate Riek-Bauer, Deutschlands Rekordnationalspielerin in der Halle (518 Länderspiele), sucht immer wieder neue Herausforderungen im Volleyball.

Ein Bericht von Günther Schultz:

Dreißig Jahre, nachdem Renate Riek (jetzt Riek-Bauer) im Alter von 31 als Spielerin zum fünfhundertsten Mal für ihr Land antrat, konnte Deutschlands Volleyball-Ikone ihren ersten internationalen Erfolg als Trainerin feiern. Im Oktober 2021 wurde sie mit der von ihr gecoachten deutschen Ü40-Auswahl bei der European Veteran Volleyball Championship in Alcudia (Spanien) Europameister der „International Veteran Volleyball Association“ (IVVA) bei den Frauen über 34 Jahren.

Mallorca war die Reise wert: Im Endspiel der Altersgruppe 34-44 schlugen die deutschen Ü40-Frauen das Team aus Bulgarien in zwei Gewinnsätzen (25:12, 25:11). Unter der Leitung von Renate Riek-Bauer (li.) und Co-Trainerin Christina Benecke (hi.re. m.Fahne) trumpften unter anderem ehemalige Beach- und Hallennationalspielerinnen wie Antje Fröhlich-Röder, Tanja Hart-Schneider, Martina Stoof und Johanna Thewes (geb. Reinink) auf. Die Münchnerin Michaela Henry, geb. Eckl (hi.li.), wurde zur besten Hallenspielerin der EM gewählt. Mallorca war die Reise wert: Im Endspiel der Altersgruppe 34-44 schlugen die deutschen Ü40-Frauen das Team aus Bulgarien in zwei Gewinnsätzen (25:12, 25:11). Unter der Leitung von Renate Riek-Bauer (li.) und Co-Trainerin Christina Benecke (hi.re. m.Fahne) trumpften unter anderem ehemalige Beach- und Hallennationalspielerinnen wie Antje Fröhlich-Röder, Tanja Hart-Schneider, Martina Stoof und Johanna Thewes (geb. Reinink) auf. Die Münchnerin Michaela Henry, geb. Eckl (hi.li.), wurde zur besten Hallenspielerin der EM gewählt.

Als „Volleyballerin im Unruhestand“ hatten die Stuttgarter Nachrichten die in der Landeshauptstadt geborene Schwäbin einmal bezeichnet. Eine immer noch treffende Beschreibung. Geht es um Volleyball, ist Renate Riek-Bauer nach wie vor mit Leib und Seele dabei. „Wenn ich mich einer Sache verpflichtet fühle, dann mache ich es voll und ganz“, bleibt ihr Credo.

Fast 20 Jahre 1.Bundesliga, rund 15 Jahre Nationalmannschaft, sechs Meisterschaften, sieben Pokalsiege, eine Olympia-, drei WM- und sechs EM-Teilnahmen – als Spielerin hat Renate Riek-Bauer (TuS Stuttgart, SV Lohhof, CJD Feuerbach, TSG Tübingen, MTV Stuttgart, Allianz Volley Stuttgart) ungemein viel erreicht. Foto: Imago / privat Fast 20 Jahre 1.Bundesliga, rund 15 Jahre Nationalmannschaft, sechs Meisterschaften, sieben Pokalsiege, eine Olympia-, drei WM- und sechs EM-Teilnahmen – als Spielerin hat Renate Riek-Bauer (TuS Stuttgart, SV Lohhof, CJD Feuerbach, TSG Tübingen, MTV Stuttgart, Allianz Volley Stuttgart) ungemein viel erreicht. Foto: Imago / privat

Geprägt wurde Renate Riek-Bauer als Spielerin von renommierten Trainern wie Andrzej Niemczyk, der erfolgreich den SV Lohhof, die deutsche und vor allem die polnische Nationalmannschaft trainiert hat. „Ihm habe ich meine internationale Karriere zu verdanken“, sagt sie. „Er war der wichtigste Trainer zum richtigen Zeitpunkt.“ Nach den Erfolgen in Lohhof konnte Riek mit Mathias Eichinger als Trainer und erfahrenen Mitstreiterinnen wie Olympiasiegerin Yang Xiajun auch in Stuttgart neue Maßstäbe setzen.

Vor über 10 Jahren fand Renate Riek-Bauer zum ersten Mal Gefallen an dem Gedanken, nach ihrer aktiven Zeit als Trainerin zu arbeiten. Die ersten ‚Gehversuche‘ auf diesem Terrain machte sie in der Anfangszeit von Allianz Volley Stuttgart im Trainerteam von Alex Waibl und Jan Lindenmair.

Schon seit einiger Zeit ist die emsige Renate Coach von zwei erfolgreichen Seniorinnen-Teams beim MTV Stuttgart in der Altersklasse Ü31 (Deutscher Meister 2021, mehrere Silber- und Bronzemedaillen) sowie in der AK Ü37 (Bronze 2021). Zudem betreut sie noch ein junges Frauen-Ligateam und ist zeitweise an einer sportbetonten Schule als Trainerin für Mädchen und Jungs tätig.

2020 kam sie erneut in Kontakt mit den bundesdeutschen Volleyball-Seniorinnen, nachdem sie ein paar Jahre zuvor zum eigenen Bedauern verletzungsbedingt nicht als Spielerin mit der Ü50-Auswahlmannschaft zum Weltcup in die USA reisen konnte. Diesmal half Renate Riek-Bauer tatkräftig mit, eine deutsche Ü40-Auswahl auf die Beine zu stellen, die sie seitdem mit großem Engagement betreut. Der EM-Erfolg auf Mallorca gibt ihr Recht.

In Alcudia tauschte sich Riek-Bauer regelmäßig mit ihrem Ü50-Trainerkollegen Michael Wernitz aus, der mit seiner Auswahl bei der EM 2021 viel beachtet Vize-Europameister in der Altersgruppe 45+ wurde (0:2 im Finale gegen die Ukraine) und über eine breite Erfahrungspalette als Trainer verfügt.

Riek-Bauer: „Es ist immer spannend, sich mit einem so erfahrenen und engagierten Trainer wie Michael auszutauschen. Die Herausforderung in beiden Seniorinnen-Mannschaften ist, sowohl sportlich als auch mental homogene Teams in kurzer Zeit aufzubauen und dabei für jede Spielerin die richtige Rolle zu finden. Der persönliche Einsatz jedes Teammitglieds ist sehr hoch. Motivation und ein gemeinsames Ziel sind für mich dabei sehr wichtig. Die enge Zusammenarbeit der beiden Auswahlmannschaften gibt uns zudem die Chance, altersspezifische Veränderungen zu berücksichtigen und die Teams optimal zu entwickeln. Wir sind im letzten Jahr zu einer tollen Gemeinschaft zusammengewachsen.“

Was treibt Renate Riek-Bauer an, was motiviert sie, es als Trainerin zu versuchen? „Sicher ist es die Begeisterung für die Sportart, aber auch die wertvollen Begegnungen und Erlebnisse in der sehr lebendigen Volleyballcommunity. Nach einer langen Karriere als Spielerin gab es immer wieder Anfragen, meine Erfahrungen auch als Trainerin weiterzugeben. Also hab ich die Seiten gewechselt und es ausprobiert – die Traineraktivitäten machen erstaunlich viel Freude, und ich lerne jeden Tag dazu.“

Inzwischen hat die als Aktive mehrfach ausgezeichnete Sportlerin also viel Gefallen daran gefunden, sowohl junge Spieler und Spielerinnen, aber auch erfahrene und ebenfalls erfolgreiche Volleyballerinnen zu trainieren, die im Seniorinnenbereich nochmals ihr ganzes Können unter Beweis stellen.

Und wie ist sie so als Trainerin? Riek-Bauer: „Eine schwierige Frage. Ich bin geprägt vom Leistungssport und bin tatsächlich immer noch sehr ehrgeizig.“ Hohe Einsatzbereitschaft und Konzentration, aber auch Freude und Kreativität sind für sie neben körperlicher Fitness unabdingbare Voraussetzungen für Training und Wettkampf. „Ich versuche, die Eigenverantwortung im Team zu fördern.“ Eigene Erfahrungen seien die stärksten. „Nichts ist so wertvoll und nachhaltig.“ Sie sei jemand, die gern über den Tellerrand schaut, beschreibt sie sich. Bei Trainer-Kolleginnen und –Kollegen, auch aus anderen Sportarten, um neue Erkenntnisse ins Training einbauen und neue Impulse setzen zu können.

„Wer weiß, was noch kommt“, antwortet sie schmunzelnd auf die Frage nach den nächsten Karriereschritten in ihrer neuen Laufbahn als Trainerin.