Auf in das Abenteuer "VNL-Bubble" - Jennifer Janiska und Felix Koslowski im Pressegespräch

Jennifer Janiska (li) führt das Team an. Foto: Sebastian Wells/OSTKREUZ Jennifer Janiska (li) führt das Team an. Foto: Sebastian Wells/OSTKREUZ Einen Tag vor der Abreise nach Rimini sind Felix Koslowski und Nationalspielerin Jennifer Janiska voller Vorfreude auf die bevorstehende Volleyball Nations League. Zwei Tage Trainingslager in Vilsbiburg bilden dabei die letzte Station vor der Event-Bubble in Italien. Der Bundestrainer und seine Kapitänin im Pressegespräch vor dem Start der VNL:

Endlich finden nach anderthalb Jahren wieder offizielle Wettkämpfe statt. Wie groß ist die Vorfreude im Staff und im Team?

Jennifer Janiska: "Klar die Vorfreude ist groß und dazu kommt auch ein bisschen Aufregung, weil wir natürlich seit 16 Monaten nicht mehr bei Pflichtspielen zusammengespielt haben. Außerdem kommt dazu, dass sich im Team einiges getan hat und wir gewisse Automatismen erst noch finden müssen. Aber dafür ist die Bubble tatsächlich recht gut, da man Trainiertes direkt im Spiel umsetzen kann und wenig abgelenkt wird."

Felix Koslowski:"Ich kann da nur ergänzen. Für uns ist das alles auch sehr aufregend. Der Kader stellt sich nach der langen Zeit etwas anders da, aber wir haben nach der langen Zeit Lust uns endlich wieder mit anderen Teams messen zu dürfen."

Jennifer wird für die Nations League die Kapitänin sein. Wo siehst du ihre Stärken in dieser Position?

Felix Koslowski: "Jennifer bringt erstmal einen Sack voll Erfahrung mit. Damit kann sie Akzente in der Mannschaft setzen und diese auch führen. Jennifer ist außerdem eine emotionale Leaderin und das passt einfach zu dem, wie wir Volleyball spielen wollen und wie die Stimmung in der Mannschaft ist. Daher ist sie genau die richtige für diese Position."

Mit welchem Selbstbewusstsein geht ihr als Team in das Turnier?

Jennifer Janiska: "Es ist für alle eine neue Situation. Niemand von uns war bisher in so einer großen Bubble und vor allem auch noch nicht so lange. Dazu kommt, dass das ganze Umfeld in Rimini neu ist: der Ort ist neu, die Halle ist neu und die ganze Situation ist neu. Wir müssen uns jetzt erstmal auf uns konzentrieren."

Mit wie vielen Gegnern beschäftigt ihr euch im Kopf bereits? Nur mit dem Auftaktgegner Russland oder geht der Gedanke auch schon an Spiel 2 und 3?

Felix Koslowski: "Erstmal müssen wir uns mit dem schwersten Gegner beschäftigen und das sind wir selbst. Die Mannschaft arbeitet im Moment hauptsächlich an eigenen Sachen und versucht Automatismen wieder einzustellen. Wir im Trainerteam sind schon ein paar Schritte weiter. In Spiel eins geht es gegen Russland, die eine große Unbekannte darstellen, weil auch sie lange nicht gespielt haben. In Spiel zwei wartet dann die Niederlande und in Spiel drei die Belgierinnen. Das sind zum Auftakt schon drei sehr gute Gegner und auch wichtige Spiele für das Team, um gut in das Turnier hineinzufinden."

Felix Koslowski,Foto: Sebastian Wells/OSTKREUZ
Felix Koslowski,Foto: Sebastian Wells/OSTKREUZ

Was erwartet ihr von den anderen Teams bei der VNL?

Felix Koslowski: "Stückchenweise bekommen wir die Infos welche Nation mit welchem Kader nach Rimini reist und die gehen das alle unterschiedlich an. China kommt zum Beispiel mit 13 Spielerinnen, die normalerweise nicht in der ersten Reihe ständen. Die USA kommt wahrscheinlich, so wie es aussieht, mit dem vollen Kader. Auch die Türkinnen haben alle Top-Spielerinnen dabei und die Italienerinnen möchten wahrscheinlich einige Top-Leute später nachnominieren. Von Thailand hat man natürlich mitbekommen, dass 20 Spielerinnen an COVID erkrankt sind und sie jetzt noch andere Spielerinnen nachnominieren müssen. Wir sind jeden Tag gespannt, wenn neue Kader bekannt werden, wie die Gegner in Rimini aussehen werden. In der Nations League kann alles passieren."

Was sind die Zwischenziele für dein Team?

Felix Koslowski: "Wir haben natürlich erstmal einen ganz großen Umbruch auf der Zuspiel-Position. Denise Hanke hat in der letzten Saison ihre Karriere leider schon beendet. Das wird uns einen neuen Rhythmus geben und zwangsläufig auch einen neuen Spielansatz. Da liegt unser erstes Ziel, dass wir im Zuspiel den neuen richtigen Rhythmus finden. Das zweite Ziel ist, dass wir stabil in der Block-/Feldabwehr werden. Wenn wir diese zwei Aufgaben geschafft haben, sind wir sicherlich einen guten Schritt vorangekommen. Der Aufschlag war schon immer eine deutsche Paradedisziplin und auch da versuchen wir alles in die Waagschale zu werfen, dass wir da auch weiterhin so gut performen."

Jennifer, in der Bundesliga bist du mit Dresden in einer unglaublichen Serie doch noch Meister geworden. Gibt dir der Titel Rückenwind für die Nations League?

Jennifer Janiska: "Das war natürlich schon sehr kräftezehrend, wenn man solch eine Serie noch umdreht und gewinnt. Nichtsdestotrotz hatten wir danach ein bisschen Pause und konnten uns etwas regenerieren. Man merkt es dann in den Spielen und Trainingseinheiten aber doch noch, dass die Saison relativ lange ging und vor allem die aktuellen Umstellungen von Trainingsort, neuem Übernachtungsort und neue Teamkameradinnen fordern das Ganze doch mehr. Daher denke ich, dass es schon ein Vorteil ist, wie die VNL dieses Jahr stattfindet: ohne die vielen Reisen, an einem Ort konzentriert. Da müssen wir aufpassen, dass wir keinen Lagerkoller bekommen."

Was habt ihr denn gegen den Lagerkoller geplant?

Felix Koslowski: "Wir haben uns darüber natürlich viele Gedanken gemacht. Wir klären immer noch ab, was die Banden sind und welche Freiheiten wir vor Ort bekommen. Aktuell ist geplant, dass wir eine Stunde am Tag aus dem Hotelkomplex in den Pool oder auch an den Strand dürfen. Außerdem werden wir unseren eigenen Seminarraum bekommen, in dem man dann für Ablenkung sorgen kann. Wir haben dort eine Tischtennisplatte, Nintendo Switch, Gesellschaftsspiele, Kaffeemaschine und noch einige andere Sachen. Einfach ein Raum, in dem man sich ein bisschen von allem anderen ablenken kann. Dann haben wir noch eine Person, die in Rimini außerhalb der Bubble lebt und uns das ein oder andere unter den gegebenen Sicherheitsvorkehrungen ins Hotel bringen kann, seien es Medikamente, Wäsche oder aber auch Nahrungsmittel oder Snacks."

Die Nations League ist ein ganz schönes Mammutprogramm. Welche Bedeutung wird ihr auch vor dem Hintergrund der EM im Sommer zugeordnet?

Felix Koslowski: "Die Nations League, wie sie in diesem Jahr stattfindet, ist von der Anzahl der Spiele erst einmal gleich wie die Jahre zuvor. Durch den neuen Rhythmus, drei Tage Spiel und dann drei Tage Pause, ist die Belastung aber doch schon um einiges höher, als in der normalen Ligasaison. Wir werden mit 17 Spielerinnen in die Bubble fahren, um eine gewisse Belastungssteuerung zu schaffen. Die Versuchung ist groß, die VNL als eine Art Vorbereitungsturnier für folgende Turniere zu nutzen. Durch die Ranglisten-Reform können wir es uns aber nicht leisten, einige Weltranglistenpunkte zu verlieren. Für uns ist das eher eine Chance gegen größere Nationen wichtige Punkte zu sammeln, um unsere Position in der Rangliste zu sichern oder sogar zu verbessern. Wenn man die Wertigkeit der einzelnen Turniere mit Bezug auf die Weltranglisten-Punkte betrachtet, ist der Unterschied für uns kein großer."

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