DVV-Männer: Max Günthör: "Mein Volleyballer-Leben ist erfüllt!"

Der „Block-König“ tritt ab! Max Günthör, einer der erfolgreichsten deutschen Volleyballer aller Zeiten, hat seinen Rücktritt erklärt.

Ganz heimlich, still und leise hat einer der ganz Großen des deutschen Volleyballsports seinen Rücktritt erklärt: Max Günthör, 29-jähriger Mittelblocker des VfB Friedrichshafen und der DVV-Männer, will nicht mehr. Warum der 178-fache Nationalspieler, WM-Bronzemedaillengewinner, einmalige Olympia-Teilnehmer, Champions League-Sieger, mehrfache Deutsche Meister und Pokalsieger die berühmten Schuhe an den Nagel hängt, sagt er im Interview.

Abschiedsgruß von Max Günthör an die Fans

Warum erklärst du als erst 29-jähriger deinen Rücktritt vom Leistungssport?
Günthör: „Für mich war es der richtige Zeitpunkt aufzuhören. Zum einen, weil ich ein für mich persönlich gigantisches Job-Angebot von der ZF bekommen habe und damit die Möglichkeit, einen flachen Übergang in das Berufsleben zu erhalten. Zum anderen ist es mir immer schwieriger gefallen im letzten Jahr, für mich persönlich sportliche Ziele auszumachen, für die es sich lohnt, sich noch zu quälen. Ich habe Olympia hinter mir, eine WM-Medaille gewonnen, Europameisterschaften gespielt, die Champions League gewonnen und zum Glück noch die Deutsche Meisterschaft. Mein Volleyballer-Leben war sehr erfüllt, ich habe sehr viel mitgemacht. Und jetzt ist einfach Zeit, neue Herausforderungen zu suchen.“

Gibt es definitiv kein Zurück ans Netz?
Günthör: „Definitiv werde ich es nicht mehr professionell tun. Ans Netz gehe ich schon noch, das dann aber aus Gaudi.“

Wer darf sich darauf freuen?
Günthör: „Meine Mitspieler, mit denen ich als 12-Jähriger angefangen habe, in der dritten Mannschaft von Friedrichshafen. Da möchte ich mit Spaß trainieren und wenn ich darf vielleicht auch als „Diagonal-Bomber“ spielen.“


Foto FIVB: Gefürchtet von den Gegnern: Max Günthör zählte zu den weltbesten Blockspielern.

Ist es auch der Tatsache geschuldet, dass Mittelblocker im Vergleich zu anderen Spielpositionen weniger gut bezahlt werden und angesehen sind?
Günthör: „Natürlich! Wenn das Gehalt so gut wäre wie bei manch einem anderen Volleyballer würde ich sicherlich noch ein Jahr dranhängen. Es ist einfach so, man kann als Mittelblocker nicht das immense Geld verdienen, selbst im Ausland nicht. Deswegen muss man frühzeitig nach Alternativen Ausschau halten.“

Zum Abschluss hast du mit dem VfB Friedrichshafen noch einmal den DM-Titel geholt. Wie wichtig, wie emotional war das für dich?
Günthör: „Es war extrem emotional und für mich der perfekte Abschluss. Ich war so oft im Finale und hatte 2012 das bittere Spiel fünf gegen Berlin. Das war für mich jetzt eine Genugtuung, es auch als aktiver Spieler geschafft zu haben und nicht nur als Bankspieler. Von daher kann ich jetzt voller Stolz und Zufriedenheit in den Ruhestand gehen.“

Du bist mit acht Pokalsiegen, vier Meisterschaften, dem Gewinn der Champions League, WM-Bronze und Platz fünf bei Olympia einer der erfolgreichsten deutschen Volleyballer aller Zeiten. Hättest du das zu Beginn der Karriere erträumt bzw. war das absehbar?
Günthör (lacht): „Überhaupt nicht! Ich glaube, ich war einer der talentfreisten Volleyballer, die es am Anfang gab. Die Koordination war nicht die beste, ich war halt ein bisschen groß und habe dieses „Kopfspielchen“ als Mittelblocker ganz gut hingekriegt. Zum Glück hatte ich genug Trainer, die eine Perspektive in mir gesehen und mich unterstützt haben auf meinem Weg. Aber es hat sich ja entwickelt in den letzten Jahren.“


Foto FIVB: Mit den Olympischen Spielen in London 2012 erfüllte sich Max Günthör einen Lebenstraum. Dort war er bester Blockspieler der Vorrunde.

Wer hat dich geprägt? Was hat den Volleyballspieler Max Günthör ausgezeichnet, der ja sicherlich nicht zu technisch Begabtesten zählte?
Günthör: „Ich denke, vor allem Helmut Zirk, der mich entdeckt hat und dafür gesorgt hat, dass ich zum Volleyball gekommen bin. Dann Söhnke Hinz bei den YoungStars Friedrichshafen. Stelian Moculescu und Ulf Quell, die mir das Profisein gezeigt und vermittelt haben. Das ist ein wirklich großer Schritt dieses Profisein, es ist ein Riesenunterschied zum „normalen“ Spieler. Mihai Paduretu, der mir viel Verantwortung übertragen hat, Vital Heynen, der mir den Spaß am Volleyball wieder zurückgegeben hat. Und natürlich auch ein großer Dank an meine Frau, die das zehn Jahre mitgemacht hat – ohne sie wäre ich das definitiv auch nicht geworden. Warum ich so gut geworden bin? Ich bin jemand, der das Spiel sehr gut lesen kann und den gegnerischen Zuspieler auch mal zur Verzweiflung gebracht hat. Und meine emotionale Komponente hat meinen Mannschaften sicherlich auch gut getan.“

Fehlt etwas in der Volleyball-Karriere Max Günthörs?
Günthör: „Die Auslandserfahrung! Ich habe das schon etwas Revue passieren lassen. Es hätte mich gereizt, aber es war einfach nie der richtige Zeitpunkt. Nach der Phase in Haching hätte ich die Chance gehabt und auch Angebote, aber es hat einfach nicht gepasst.“

Was war der schönste Moment, welches der bitterste in der Karriere?
Günthör: „Der schönste Moment war die Qualifikation für Olympia in Berlin und dann die Olympischen Spiele selber, kurz danach kommt die Bronzemedaille bei der WM. Der bitterste Moment ganz klar 2012 Spiel fünf und Satz fünf um die Deutsche Meisterschaft gegen Berlin. Etwas Bitteres als das habe ich nicht erlebt, das ist in meinem Kopf festgebrannt.“

Du hast über zehn Jahre auf höchstem Niveau gespielt. Wie hat sich das Spiel verändert, wie ggf. deine Spielweise?
Günthör: „Das Spiel ist viel schneller geworden, die Leute haben sich auf einzelne Bereiche spezialisiert, in denen sie gut sind. Mein Spiel hat sich dahingehend verändert, dass ich mehr Risiko, Selbstbewusstsein und Verantwortung im Block genommen und Entscheidungen getroffen habe, die ich für richtig hielt, auch wenn es gegen die Taktik des Teams oder Trainers ging.“

Du hast die Emotionen als eine deiner Stärken angesprochen. Wer schließt die Lücke als „emotional leader“ in der Nationalmannschaft?
Günthör: „Puh, eine gute Frage. Georg Grozer ist definitiv ein sehr emotionaler Spieler. Ich war relativ verrückt, es gab beispielsweise auch eine Zeit, in der ich mir die Haare gefärbt habe. So Verrückte gibt es zur Zeit nicht. Aber es gibt genügend Spieler, die sehr emotional sind, es sind nicht nur die Ruhigen auf dem Platz. Da gibt es mit Sicherheit einen, der die Lücke schließen wird.“


Foto FIVB: Dafür liebten ihn die Fans sowie seine Mitspieler: Max Günthör lebte seine Emotionen aus, wie hier beim Gewinn der WM-Bronzemedaille mit Tim Broshog.

Wie siehst du die nahe Zukunft der Nationalmannschaft, sprich 2015 und 2016?
Günthör: „Die nahe Zukunft ist sehr, sehr gut. Das ist eine gewachsene Mannschaft, die Spielstruktur stimmt, das Spielverständnis des Trainers ist übernommen, alles ist auf einem sehr hohen Niveau. Rio wird sehr schwierig, weil die FIVB ja nicht gewillt ist, viele europäische Teams dabei zu haben. Ich bin gespannt, wie die Qualifikation läuft, ich drücke den Jungs natürlich die Daumen. Ich bin eher gespannt, was nach Rio kommt. Aber das ist ein anderes Kapitel.“

Was wird Max Günthör, der Schrecken der Angreifer, zukünftig machen?
Günthör: „Max Günthör wird der Schrecken des Computerbildschirms. Ich mache Produktionssimulation bei der ZF und simuliere Produktionsstraßen. Das ist mein neues Aufgabengebiet.“

Ist eine Rückkehr in den Volleyball vorstellbar? Wäre der Trainerberuf oder eine andere Funktion im Verein oder Verband eine Option?
Günthör: „Als Trainer definitiv nicht, ich bin kein Trainertyp. Ich möchte auf jeden Fall dem Volleyballsport etwas zurückgeben, weil er mir sehr, sehr viel gegeben hat. In was für einer Funktion und wo muss ich sehen. Aber ich denke, dies wird erst einmal auf der Vereinsebene geschehen.“


Foto DVV: Zur Krönung der Karriere gab es für Max Günthör 2014 die WM-Bronzemedaille, hier mit Sebastian Schwarz (links).

Max Günthör im Portrait

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