European League: DVV-Frauen verlieren Hinspiel - 1:3 gegen die Türkei – Klarer Sieg im Rückspiel notwendig
Die DVV-Frauen stehen vor dem Final-Rückspiel in der European League am 19. Juli (13.00 Uhr, live bei SPORT1 Free-TV und www.laola1.tv) unter Siegzwang. Das Hinspiel in Bursa/TUR ging gegen den Gastgeber 1:3 (15-25, 23-25, 25-16, 21-25) verloren. Damit benötigt die Mannschaft von Bundestrainer Giovanni Guidetti einen 3:0- oder 3:1-Sieg, um einen „golden set“ (bis 15 Punkte) direkt im Anschluss an das Rückspiel zu erzwingen. Punktbeste Spielerinnen in Bursa waren Jennifer Geerties (13), Lisa Izquierdo und Jennifer Pettke (12) für die deutsche Mannschaft sowie Yeliz Basa (18) für die Türkei. Tickets für das Rückspiel gibt es bei Ticketmaster, an den bekannten Vorverkaufsstellen im Rhein-Main-Gebiet sowie an der Tageskasse der Großsporthalle.
Guidetti musste zwangsläufig umbauen. Diagonalspielerin Louisa Lippmann war nach ihrer Fingerverletzung an der rechten Schlaghand immer noch nicht einsatzfähig und Lena Stigrot war wegen Übelkeit auch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. So begann Jana-Franziska Poll erstmals in dieser Saison auf der Diagonalposition, während Carina Aulenbrock im Außenangriff agierte. Waren es die erneuten Umstellungen, die das deutsche Team verunsicherten oder war es die Tatsache, dass es ein Finale war? Denn von Beginn an lief nicht viel auf deutscher Seite: die Annahme unpräzise, im Block nicht existent und im Angriff wenig durchschlagskräftig. Ganz anders die Türkinnen, die vom ersten Ballwechsel an „da“ waren und vor allem im Block ein deutliches Übergewicht (1. Satz: 7 Blocks TUR / 0 Blocks GER) hatten. Zwar stabilisierte sich das deutsche Team ab dem zweiten Satz, ohne jedoch genügend Druck auf die auch nicht immer überzeugende türkische Mannschaft auszuüben. Erst im dritten Satz zeigte das deutsche Team eine deutliche Leistungssteigerung, die prompt mit dem Satzgewinn belohnt wurde. Eine frühe Drei-Punkte-Führung im vierten Satz ließ auf eine totale Wende hoffen, doch am Ende waren es Ungenauigkeiten in der Annahme und im Angriff, die den Ausschlag zugunsten der Türkinnen gaben.
Ausführlicher Spielbericht
Startformation Deutschland: Mareen Apitz, Jana-Franziska Poll, Carina Aulenbrock, Jennifer Geerties, Berit Kauffeldt, Jennifer Pettke, Lisa Thomsen
Startformation Türkei: Kübra Akmann, Yeliz Basa, Cansu Cetin, Dicle Nur Babat, Cagla Akin, Özgenur Yurtdagülen, Hatice Gizem Örge
1. Satz
Schon nach wenigen Aktionen hatte sich die Miene von Guidetti verfinstert: Die deutschen Angreiferinnen kamen nicht am türkischen Block vorbei, Geerties unterlief ein Annahmefehler (1-5). Zwar fing sich das Team danach ein wenig, doch die Türkinnen waren definitiv besser in die Partie gekommen (3-8). Nach einer Pettke-Finte sowie einem Poll-Ass hieß es nur noch 6-8 aus deutscher Sicht. Doch der kleine deutsche „Lauf“ fand jäh ein Ende: ein Missverständnis zwischen Geerties und Poll sowie ein geblockter Lob gegen Aulenbrock bedeuteten das 6-11. Und als Geerties am türkischen Einerblock scheiterte, reagierte der Bundestrainer und brachte Lisa Izquierdo (für Geerties, 7-14). Eine Drei-Punkte-Serie der DVV-Frauen, darunter zwei Asse von Pettke, ließ das Ergebnis wieder freundlicher erscheinen (10-14), zur ersten technischen Auszeit betrug der Rückstand aber fünf Punkte (11-16). Vor allem im Block erwiesen sich die Türkinnen deutlich überlegen, Diagonalspielerin Basa packte mehrfach zu. Zwei Aulenbrock-Angriffe ins aus bedeuteten die endgültige Entscheidung im ersten Satz, der von Anfang bis Ende schlecht lief. Das Netzkanten-Ass der Türkinnen zum 25. Punkt war bezeichnend.
Foto Conny Kurth: Erst ab dem zweiten Satz lief es besser bei den DVV-Frauen.
2. Satz
Guidetti reagierte und brachte Lena Stigrot für Aulenbrock, Apitz kehrte zurück. Die deutschen Spielerinnen agierten nun besser, auch wenn die Sicherheit in den Aktionen immer noch nicht gegeben war. Bei der ersten technischen Auszeit betrug der Rückstand zwei Zähler, Guidetti appellierte in der Auszeit gestenreich an seine Spielerinnen. Nach einem Schnellangriff von Pettke sowie einem Ass von Stigrot war der Ausgleich geschafft (9-9), doch abermals war dies nur eine Momentaufnahme, weil die deutsche Annahme in der Folge „wackelte“ und die Türkinnen drei Zähler in Folge machten (9-12). Dann jedoch der „Aha“-Moment, als Kauffeldt beim 13-15 der erste deutsche Block im Spiel gelang. Ein weiterer Blockpunkt sowie ein Aufschlagwinner folgten, die DVV-Frauen führten erstmals (16-15). Die einwechselte Möllers hielt den Minimal-Vorsprung per „Monsterblock“ (20-19), dann unterlief Pettke jedoch ein Angriffsfehler und die Führung war wieder beim Gastgeber (20-21). Apitz gelang per Aufschlag der Ausgleich (23-23), die letzten zwei Zähler gingen jedoch an die Türkinnen, weil den deutschen Angreiferinnen in der finalen Phase der Mut fehlte.
3. Satz
Mit Anja Brandt für Kauffeldt begann die deutsche Mannschaft den dritten Satz, der viel besser begann, weil Apitz Stigrot suchte und fand. Die sprunggewaltige Außenangreiferin ließ es zweimal richtig krachen (4-2). Nach einem weiteren Stigrot-Punkt aus dem Hinterfeld sowie einem Ass von Geerties lag das deutsche Team erstmals in dieser Partie höher in Führung (8-4). Die Türkinnen verkürzten und nutzten dabei immer wieder ihre Überlegenheit am Netz aus (12-11), doch anders als in den Sätzen zuvor hielt das DVV-Team dagegen und erhöht nach einem Stigrot-Angriff auf 14-11. Die deutschen Spielerinnen ließen sich auch durch die Pfiffe der türkischen Fans bei den Aufschlägen nicht irritieren, Pettke versenkte zwei Einbeiner (16-11). Und endlich klappte auch das Blockspiel: Brandt und Pettke griffen mehrmals zu und schraubten das Ergebnis hoch. Symptomatisch war das Ende, als Brandt ihr Gegenüber auf den Kopf blockte.
4. Satz
Aggressiver und selbstbewusster ging es in den vierten Satz. Und wären nicht drei Aufschlagfehler in Serie gewesen, hätte es bei der ersten technischen Auszeit nicht „nur“ 8-6 gestanden. Izquierdo war in dieser Phase stark und wurde von Apitz immer wieder gesucht. Die Aufschlagschwäche blieb (fünf Fehler bis zum 11-8), dafür agierte das Team in Block und Angriff deutlich stärker. Dennoch glichen die Türkinnen aus, weil das Schiedsgericht zwei umstrittene Bälle den Türkinnen zusprach und ein Netzkantenroller im deutschen Feld landete (11-11). Nach zwei weiteren Punkten für den Gastgeber nahm Guidetti eine Auszeit, in der er vor allem die deutschen Annahmespielerinnen zu mehr Aufmerksamkeit ermahnte. Das Spiel blieb umkämpft, die Türkinnen legten stets vor, das deutsche Team zog nach. Nach einem türkischen Angriffsfehler war der Ausgleich wieder hergestellt (17-17). Nach zwei missratenen Angriffen – Izquierdo setzte ihren Ball an die Antenne, Geerties scheiterte am Block – hatten sich die Türkinnen abgesetzt (19-22). Möllers kam zum Block für Apitz, der Block sollte den drohenden Satz- und Spielverlust abwenden (20-23). Doch es half nichts, die DVV-Frauen machten nur noch einen Zähler, die Türkei zwei. Und so muss das deutsche Team das Rückspiel 3:0 oder 3:1 gewinnen, um den „golden set“ zu erzwingen und die Chance auf die Titelverteidigung zu wahren.
Statistik
GER: Aufschlag: 6 Asse & 12 Fehler / Angriff: 39% / Block: 8
POL: Aufschlag: 6 Asse & 12 Fehler / Angriff: 37% / Block: 11
Spielfilm
1. Satz: 1-4, 3-8, 6-8, 6-11, 7-14 (Izquierdo für Aulenbrock), 10-14, 11-16, 13-19, 14-20 (Möllers für Apitz), 15-23
2. Satz: 2-4, 6-8, 9-9, 9-11 (Geerties für Poll), 11-14, 16-15, 18-17 (Möllers für Apitz), 21-23, 23-23,
3. Satz: 3-1, 6-3, 11-7, 12-10, 14-11, 18-13 (Möllers für Apitz), 22-14, 24-15
4. Satz: 3-3, 6-6, 9-6, 11-11, 11-13, 14-16, 18-19 (Poll für Izquierdo), 19-22, 20-23 (Möllers für Apitz)
Stimmen
Giovanni Guidetti: „Schade, dass wir den vierten Satz hergegeben haben. Im ersten Satz waren wir nicht auf dem Court, aber das kann passieren mit einer jungen Mannschaft, die ihr erstes Finale spielt. Danach haben wir uns gesteigert, aber letztlich haben wir zu viele Fehler gemacht. Wir wollen uns gut vorbereiten auf das Rückspiel, ich glaube an unsere Chance und an den Finalsieg. Dazu müssen wir nur unsere Fehlerzahl reduzieren.“
Lisa Thomsen: „Vor allem im ersten und zweiten Satz sind uns viele Eigenfehler unterlaufen, und damit haben wir es den Türkinnen sehr leicht gemacht. Im dritten Satz und am Anfang des vierten Satzes waren wir aggressiver und haben gezeigt, wie man gegen die Türkinnen spielen muss. Schade, dass wir den vierten Satz verloren haben, nach der Leistung wäre ein fünfter Satz verdient gewesen. Für das Rückspiel ist die Einstellung und Leistung aus den Sätzen drei und vier wichtig. Dann können wir gewinnen.“
Lena Möllers: „Wir sind ganz schwer ins Spiel gekommen und haben uns das Leben selbst sehr schwer gemacht. Die Türkei hat nicht überragend gespielt. Ich bin zuversichtlich, dass wir es am Samstag besser machen, wenn wir die Fehler aus diesem Spiel analysiert haben. Vor eigenem Publikum sind wir definitiv in der Lage zu gewinnen.“
Der Final-Modus
Das Finale wird im Europapokal-Modus gespielt, d.h. dass es für einen 3:0- oder 3:1-Sieg drei Punkte gibt für ein 3:2-Sieg zwei Punkte für den Sieger und einen Punkt für den Verlierer. Sollten nach Hin- und Rückspiel beide Teams die gleiche Punktzahl aufweisen (z.B. 3:0 & 1:3 oder 3:2 & 2:3), wird direkt im Anschluss an die Partie in Rüsselsheim ein „golden set“ bis 15 Punkte (zwei Punkte Unterschied) gespielt.
Pressegespräch
Am 17. Juli findet um 17.15 Uhr in der Großsporthalle Rüsselsheim (Evreuxring 31, 65428 Rüsselsheim, Eingang Sportlereingang auf der Rückseite des Haupteingangs) ein Pressegespräch mit Bundestrainer Giovanni Guidetti und Nationalspielerin Jennifer Pettke statt. Kollegen, die daran teilnehmen möchten, melden sich ganz kurz per Mail (presse@volleyball-verband.de) an.
Der deutsche Kader für Bursa/TUR
Zuspiel: Lena Möllers (Bolzano/ITA), Mareen Apitz (Cannes/FRA)
Diagonal: Louisa Lippmann (Dresdner SC), Carina Aulenbrock (Schweriner SC)
Mittelblock: Berit Kauffeldt (Wroclaw/POL), Jennifer Pettke (VC Wiesbaden), Anja Brandt (Schweriner SC)
Außenangriff: Jana-Franziska Poll (Schweriner SC), Jennifer Geerties, Lena Stigrot (Rote Raben Vilsbiburg), Lisa Izquierdo (Dresdner SC)
Libero: Lisa Thomsen (Lokomotiv Baku/AZE)