DVV-Männer: 3:1-Kampfsieg gegen starke Finnen
Die DVV-Männer haben sich bei der WM sicher für die zweite Runde qualifiziert und dort eine sehr gute Ausgangsposition verschafft: In der als Schlüsselspiel bezeichneten Partie gegen Finnland siegte die deutsche Mannschaft 3:1 (25-20, 19-25, 26-24, 25-19) und sicherte sich damit den zweiten Platz in der Gruppe. Damit bleibt das Team in Kattowitz und bestreitet dort die Spiele der zweiten Runde gegen die vier besten Teams der Gruppe C (voraussichtlich RUS, BUL, CAN, CHN). Punktbeste Spieler auf deutscher Seite waren Denis Kaliberda (17) und Marcus Böhme (16) sowie Olli Kunnari (17) bei den Finnen. Am 7. September (16.30 Uhr, live bei www.sportdeutschland.tv) erfolgt der Vorrunden-Abschluss gegen Südkorea.
Die deutschen Spieler mussten sich fühlen als wären sie in Helsinki und nicht in Kattowitz! Blau-weiße Zuschauer überall und die berühmten „Suomi“-Rufe. Doch die DVV-Männer starteten unbeeindruckt und dominant in die Partie, standen sicher in der Annahme und waren im Angriff überlegen (50% zu 36%). Zwar machte es eine kurze Schwächphase nochmals spannend (von 17-12 auf 21-20), doch die Satzführung war absolut verdient. Umso ärgerlicher, dass der Start in den zweiten Satz völlig misslang: nach wenigen Aktionen hieß es 0-4 und 2-7. Bis auf einen Zähler kamen Georg Grozer & Co noch heran (7-8), doch der Satz lief unter umgekehrten Vorzeichen (Angriff GER 39%, FIN 56%). Die Ausgeglichenheit der Sätze spiegelte sich auch im dritten Satz wider: Beide Teams schenkten sich nichts, jeder Ball war umkämpft, es ging in die Verlängerung, weil der eingewechselte Jochen Schöps sein Team im Spiel hielt. Beim zweiten Satzball kam dann Georg Grozer für den Aufschlag zurück aufs Feld und schlug sein erstes Ass in der Partie. Das war die Grundlage für den vierten Satz, der nach einer konzentrierten Vorstellung an das deutsche Team ging.
Christian Fromm (Perugia/ITA) und Michael Andrei (Antwerpen/BEL) standen nicht im Kader, Heynen muss eine Stunde vor Spielbeginn zwölf Spieler nominieren, zwei Akteure des 14-er Kaders müssen sich die Partie von der Tribüne aus ansehen.
Foto FIVB: Überragend! Denis Kaliberda war der beste Spieler auf dem Feld.
Startformation Deutschland: Lukas Kampa, Georg Grozer, Max Günthör, Marcus Böhme, Denis Kaliberda, Sebastian Schwarz, Ferdinand Tille
Startformation Finnland: Eemi Tervaportti, Olli-Pekka Ojansivu, Antti Siltala, Olli Kunnari, Jukka Lehtonen, Matti Oivanen, Lauri Kerminen
Ausführlicher Spielbericht
Auswärtsspiel in Kattowitz, das kann man auf jeden Fall sagen. Die finnischen Fans machen mächtig Lärm. Das deutsche Team zeigt sich davon aber zu Beginn nicht beeindruckt und geht nach einem Übertritt eines finnischen Angreifers in Führung (4-2). Die Annahme steht, der Angriff ist variabel. Grozer punktet einmal hart und einmal mit Gefühl (8-5). Als die deutsche Block-Abwehr wieder hellwach ist (Grozer versenkt) und ein finnischer Angriffsfehler dazu kommt, gibt es erstmals Deutschland-Rufe im weiten Rund zu hören (10-5). Von der finnischen Herrlichkeit vom Vorabend gegen Brasilien ist nicht viel zu sehen: die deutsche Mannschaft ist in allen Belangen besser und erhöht durch Böhme weiter (14-7). Dann wird es lauter, weil die deutsche Mannschaft zwei Angriffe im Feld nicht unterbringen kann und die Finnen bis auf drei Zähler dran sind (16-13). Unruhe kommt nicht im deutschen Team auf, aber nach einem Schwarz-Angriff in den finnischen Doppelblock ist der Vorsprung auf zwei Punkte zusammen geschrumpft (19-17). Kurze Zeit später ist es nur noch einer, weil Schiedsrichter Juraj Mokry (SVK) Tille ein Zuspiel abpfeift – sehr harte Entscheidung (21-20). Kaliberda (Angriff) und Günthör (Block) machen zwei ganz wichtige Punkte, dann ist ein finnischer Angriff an der Antenne und es heißt Satzbälle (24-20). Gleich der erste ist es, der Angriff von Siltala fliegt ins Aus.
Foto FIVB: Hatte nicht seinen besten Tag, aber schlug den entscheidenden Aufschlag: Georg Grozer.
Totaler Fehlstart in den zweiten Satz! Stand die Annahme im ersten Durchgang prächtig, verspringen Schwarz und Kaliberda nun jeweils die Bälle (0-4). Das deutsche Team sucht die Souveränität des ersten Satzes. Nach einem erfolgreichen Grozer-Angriff auf den Dreierblock sowie einem Aufschlag-Wirkungstreffer von Böhme heißt es nach einem zwischenzeitlichen Fünf-Punkte-Rückstand nur noch 5-7. Die deutschen Aufschläge zeigen nun wieder mehr Wirkung, aus der Block-Abwehr punktet Kaliberda (7-8). Dann sind wieder die Finnen am Drücker, die einen Angriff gegen den Doppelblock durchbringen und ein Ass servieren (8-12). Dirk Westphal kommt für Schwarz aufs Feld, und der Polen-Profi (Radom) fügt sich mit zwei Punkten glänzend ein (10-12). Doch das Auf und Ab geht weiter, nun sind wieder die Finnen am Zug, die stark abwehren und überlegt punkten (11-16). In der Folge punkten beide Teams relativ sicher aus der Annahme, es gelingen keine Breaks – das hilft aber mehr den Finnen (16-20). Heynen versucht alles, wechselt Jochen Schöps und Sebastian Kühner zum Aufschlag ein sowie bringt Markus Steuerwald als Libero. Es nutzt jedoch nichts, weil die Finnen immer die besseren Antworten haben (17-23). Satzausgleich, den die deutsche Mannschaft schon zu Beginn selbst verschuldet hat.
Die deutsche Startformation des ersten Satzes steht nach der Zehnminuten-Pause wieder auf dem Feld. Die deutschen Spieler haben Mühe, aus der Annahme zu punkten, halten aber den Ausgleich durch eine erfolgreiche Video-Challenge (5-5). Grozer, einer der besten Blockspieler des Team, hadert mit seinem Block, zum wiederholten Mal wird er angeschlagen. Mit zwei Zählern Rückstand geht es in die technische Auszeit (6-8). Den deutschen Spielern sieht man den Willen an, und endlich ist die Führung da: zunächst baggert Kunnari einen Böhme-Aufschlag direkt auf den Boden, anschließend versenkt Kaliberda stark die Linie herunter (11-10). Nachdem Grozer zum dritten Mal seinen Angriff nicht unterbringt, gibt im Heynen eine Pause, Schöps kommt (12-13). Der Kapitän fügt sich mit einem gefühlvollen „Roller“ prächtig ein, der starke Kaliberda erhöht per Ass auf 15-13. Aber der finnische Konter lässt nicht auf sich warten, der Ausgleich kommt (zu) schnell (16-16), und dann der Rückstand nach einem Kaliberda-Angriff, der von der Netzkante unglücklich ins Aus fliegt (18-20). Nach guter Block-Feldabwehr ist es Schöps, der den abermaligen Ausgleich besorgt (21-21), ein Monsterblock von Günthör bringt wieder die Führung (23-22). Kalilberda hat die Punktchance zum 24-22, scheitert jedoch am Block. Dann erster Satzball für Deutschland, Westphal kommt zum Aufschlag (für Günthör), und die Finnen gleichen (nach Video Challenge) aus. Grozer kommt zum zweiten Satzball zum Aufschlag und serviert ein Ass – das erste von ihm im Spiel.
Foto FIVB: Toll! Die finnischen Fans in Kattowitz.
Es beginnt wieder die Startformation, auch wenn vor allem Schöps einen phantastischen Job erledigt hat. Die Anfangsphase verläuft ausgeglichen, dann greift der Block Grozer/Günthör zu (7-5). Direkt davor hat Heynen Westphal für Schwarz gebracht. Die deutsche Mannschaft wirkt wieder voll auf der Höhe, die 2:1-Satzführung hat Kräfte frei gesetzt. Kaliberda und Böhme halten mit ihren Angriffen den Vorsprung, dann gelingt Westphal ein Ass (13-9). In der Auszeit sind nur die deutschen Fans zu hören. Der Dreierblock gegen Finnlands Diagonalspieler Ojansivu hält den Vier-Punkte-Vorsprung (16-12). Die Finnen bringen mit Mikko Esko (Ex-Hachinger) und Urop Sivula (Ex-Berliner) zwei frische Leute, aber den besten Mann des Spiels ficht das nicht an: Kaliberda nagelt einen Aufschlag auf die Linie (18-13). Westphal hält mit zwei Angriffen an den Block den komfortablen Vorsprung, dann erhöht Böhme gar noch (21-15). Aber natürlich ist es das noch nicht: die nächsten drei Zähler gehen nach starken finnischen Aufschlägen an den Gegner. Aber Grozer macht die zwei nächsten Punkte und beruhigt damit die Nerven (23-18). Böhmes Aufsteiger bedeutet Matchbälle, Kampa bringt gleich den ersten per Block zu Boden.
Spielfilm
1. Satz: 4-2, 8-5, 12-7, 16-10, 16-13, 18-14, 19-17, 21-18 (Kühner für Böhme), 21-20, 23-20
2. Satz: 0-4, 2-7, 5-8, 7-10, 8-12 (Westphal für Schwarz), 11-14, 11-17, 14-18, 16-20 (Schöps für Kaliberda), 16-21 (Kaliberda zurück), 17-23
3. Satz: 3-3, 5-7, 8-10, 12-11, 12-13 (Schöps für Grozer), 15-13, 16-16, 18-20, 19-20 (Kühner für Kampa), 19-21 (Kampa zurück), 23-22, 24-23 (Westphal für Günthör), 25-24 (Grozer für Schöps)
4. Satz: 3-3, 6-5 (Westphal für Schwarz), 8-6, 10-8, 13-9, 15-12, 18-13, 20-15, 21-18, 22-18 (Kühner für Kampa), 23-19 (Kampa zurück), 24-19 (Schöps für Böhme)
Statistik
GER: Aufschlag: 7 Asse & 15 Fehler / Angriff: 47% / Block: 10
FIN: Aufschlag: 3 Asse & 16 Fehler / Angriff: 46% / Block: 6
Stimmen zum Spiel
Vital Heynen: „Das wichtigste heute war, dass wir einen Spieler wie Jochen Schöps hatten, der uns in einer kritischen Phase enorm geholfen und wieder in Führung gebracht hat. Der dritte Satz war der entscheidende Satz, wenn wir den verloren hätten, hätten wir auch 1:3 verloren. Deswegen ist Jochen der Spieler des Spiels für mich, auch wenn er nur wenige Punkte gespielt hat. “
Jochen Schöps: „Es war eine tolle Atmosphäre und ein großes Spiel. Wir sind glücklich, dass wir gewonnen haben. Beide Teams können besser spielen, aber, was zählt, ist der Sieg.“
Sebastian Schwarz: „Es war richtiges WM-Feeling mit 3.500 Zuschauern. Das war nicht leicht zu spielen, aber so muss es bei einer WM sein, egal, ob die für oder gegen einen sind. Es war schwer, aber wir haben es ganz gut gemacht. Wir haben eigentlich ganz gut reingefunden, dann aber den Start in den zweiten Satz etwas verschlafen. Der dritte Satz war in Kampfsatz, den wir durch unseren Willen gewonnen haben. Der Sieg war sehr wichtig, weil wir das Ergebnis mitnehmen.“
Ferdinand Tille: „Ich bin sehr erleichtert, alle vier Sätze haben die Finnen sehr gut mitgespielt. Wir haben im dritten Satz ein gutes Comeback gehabt, aber Respekt an die Finnen, die sich sehr gut entwickelt haben.“
Georg Grozer: „Ich bin sehr erleichtert, wir haben die drei Punkte geholt. Wir hatten heute einen sehr schweren Tag erwischt, aber ich bin stolz auf die Mannschaft. Jochen hat grandios gespielt, ich habe einen schwarzen Tag erwischt. Beim Satzball habe ich Ass oder König gespielt.“
Tuomas Sammelvuo (Trainer FIN) : „Wir hatten einen schweren Start, weil Deutschlalnd viel Druck mit Block und Abwehr ausgeübt hat. Dann sind wir zurück gekommen, weil wir besser wurden. Aber wir hätten einige Situationen im dritten Satz besser spielen müssen, da haben wir zu viele Aufschlagfehler gemacht, Deutschland war einfach ruhiger. “
Antti Siltala (Kapitän FIN) : „Wir haben nicht so gut wie gestern gespielt, aber dennoch gut. Unsere Annahme war nicht optimal, dennoch haben wir alles gegeben. Ich bin sehr enttäuscht über die Niederlage und über meine eigene Leistung.“
Der deutsche 14-er Kader für die WM
Zuspieler: Lukas Kampa (Radom/POL), Sebastian Kühner (BR Volleys)
Diagonalspieler: Georg Grozer (Belgorod/RUS), Jochen Schöps (Rzeszow/POL)
Außenangreifer: Christian Fromm (Perugia/ITA), Denis Kaliberda (Wegiel/POL), Sebastian Schwarz (Danzig/POL), Dirk Westphal (Radom/POL)
Mittelblocker: Max Günthör (VfB Friedrichshafen), Tim Broshog (Maaseik/BEL), Michael Andrei (Antwerpen/BEL), Marcus Böhme (Fenerbahce Istanbul/TUR)
Libero: Markus Steuerwald (Paris/FRA), Ferdinand Tille (Belchatow/POL)
Die aktuelle Tabelle der Gruppe B
1. BRA - 9 Punkte – 3:0-Siege - 9:0-Sätze – 3 Spiele
2. GER – 9 Punkte – 3:1-Siege - 9:5-Sätze – 4 Spiele
3. CUB – 6 Punkt – 2:2-Siege - 8:9-Sätze – 4 Spiele
4. FIN – 5 Punkte – 2:2-Siege - 7:8-Sätze – 4 Spiele
5. KOR – 3 Punkte – 1:2-Siege - 4:7-Sätze – 3 Spiele
6. TUN – 1 Punkt – 0:4-Siege - 4:12-Sätze – 4 Spiele