DVV-Pokal (F): Birgit Thumm: „Mir fehlt noch ein Titelgewinn”

Birgit Thumm in Jubelpose. So würde sie sich am liebsten am 7. März im DVV-Pokalfinale sehen.

Sie hat an Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften teilgenommen und darf sich seit dem vergangenen Jahr Militär-Weltmeisterin nennen. Doch zu einem nationalen Titel hat es noch nicht gereicht - das soll sich ändern. Birgit Thumm (29 Jahre) zählt mit 156 Länderspielen zu den erfahrensten Spielerinnen der Bundesliga. Mit dem VfB Suhl steht die Universalspielerin am 7. März im Carolinen Volleyball DVV-Pokalfinale 2010 in Halle/Westfalen und möchte dort endlich ihren ersten nationalen Titel gewinnen, wie sie im Interview verrät.

2008 stand der VfB Suhl erstmals im DVV-Pokalfinale. Sie waren damals noch nicht dabei. Haben Ihnen Ihre Mitspielerinnen bereits von der Atmosphäre im GERRY WEBER STADION vorgeschwärmt?
Thumm: „Nein, noch nicht wirklich. Aber ich kenne es, vor großen Kulissen zu spielen. Nicht vom GERRY WEBER STADION, aber beispielsweise von internationalen Vergleichen in Japan. Und bei der Weltmeisterschaft 2002 in Münster war es sicherlich ein ähnliches Gefühl, auch wenn nur halb so viele Leute da waren.”

Zumal der VfB damals den ersten Titel seiner Vereinsgeschichte gewann. Sie dagegen sind noch ohne jeglichen nationalen Titel. Wie kann das sein, dass eine der besten deutschen Spielerinnen noch auf einen nationalen Coup wartet?
Thumm: „Ich war in meinen bisherigen Mannschaften Leistungsträger, aber in den entscheidenden Momenten leider oft verletzt, u.a. hatte ich einen Achillessehnenriss und eine Patellascheiben-Luxation. Das war der Preis für meinen immer währenden Einsatz, und deswegen ist mir das bisher verwehrt geblieben. Ich hoffe, dass ich vor dem Pokalfinale verschont bleibe, wobei ich vor zwei Wochen umgeknickt bin. Aber es geht schon wieder.”

Wie sind die Chancen, am 7. März den Pokal in Empfang nehmen zu können?
Thumm: „Wir haben zwar die letzten drei Partien in der Liga 2:3 verloren (gegen Vilsbiburg, Wiesbaden und Schwerin, Anm. d. Red.), aber wir wissen, dass wir gute Leistungen erzielen können. Wir müssen es aber auch im fünften Satz noch aufs Feld bringen. In den nächsten Spielen bis zum Pokalfinale müssen wir das besser machen, wobei uns die Spielfolge mit Aachen, Münster und Stuttgart zugute kommt: Das werden immer bessere Gegner bis zum Finale, die uns gut darauf vorbereiten.”

An den Fans wird es nicht liegen. Man munkelt, dass 19 Busse mit 1.200 Fans nach Ostwestfalen kommen.
Thumm: „Das habe ich auch schon gehört. Ich freue mich wahnsinnig, dass die Resonanz so groß ist und eine neue Aufbruchstimmung in Suhl herrscht. Die Fans sagen uns auch, dass wir gut spielen und uns zuletzt nur das letzte Quäntchen Glück gefehlt hat.”

In der Liga hat Suhl relativ sicher in Dresden 3:1 gewonnen, und Dresden war in den bisherigen zwei Finals in Halle übernervös…
Thumm: „Das spricht für uns, auch wenn das Finale sicher seine eigenen Gesetze hat. Zumal es im GERRY WEBER STADION ganz eigene Bedingungen gibt, die Dresden bereits zweimal kennen gelernt hat und somit im Vorteil ist. Aber wir haben eigene Rezepte, wie wir das angehen. Die verrate ich aber nicht.”

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Foto Jean-Marie Tronquet: Birgit Thumm trug zuletzt 2006 das DVV-Nationaltrikot.

In der Liga rangiert Suhl punktgleich mit Dresden auf Rang sechs, sechs Zähler hinter Spitzenreiter Schwerin. Was ist da noch drin, was ist das Saisonziel?
Thumm: „Unser Saisonziel war von Anfang an, Platz drei zu erreichen. Das wollen wir immer noch schaffen. Jetzt beginnt die Rückrunde, und da wird es noch einige Verschiebungen geben. Ich gehe davon aus, dass wir noch nach oben steigen werden.”

Sie glänzen mit beeindruckenden Statistiken und zählen gleich in mehreren Kategorien zu den Top Ten. Ein Zeichen, dass Sie sich in Suhl wohl fühlen?
Thumm: „Ich fühle mich zur Zeit auch wegen des neuen Trainers Jean-Pierre Staelens sehr wohl. Wir trainieren gut, arbeiten gut und haben viel Spaß miteinander. Unser Trainer versucht den Ausgleich zwischen Härte und Spaß zu schaffen, er arbeitet viel im psychologischen Bereich. Momentan passt einfach das Gesamtpaket.”

Und das nach einer längeren Auszeit von 2007 bis zur Saisonvorbereitung 2009/2010 aufgrund einer Knieoperation. Was sind noch ihre Ambitionen?
Thumm: „Es hat mich viel Zeit gekostet, um wieder nach oben zu kommen. Ich bin für alles offen, für mich zählt nur, dass ich meine Leistung bringe, und ich bin froh, dass der Trainer mir das Vertrauen gibt. Ich gehe davon aus, dass wir langfristig mit Suhl auch Europapokal spielen werden.”

Hoch hinaus ging es für sie bereits in frühen Jahren, als sie eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin absolviert haben. Wie kam das?
Thumm: „Für mich stand immer im Vordergrund, nicht in einem Büro sitzen zu wollen. Und da mein Bruder auch Schornsteinfeger ist und mir davon vorgeschwärmt hat, habe ich erst ein Praktikum und dann die Ausbildung gemacht. Zudem hat es mit dem Sport gepasst.”

Also keine Angst vor einem Höhenflug mit Suhl am 7. März im DVV-Pokalfinale?
Thumm: „„Nein, natürlich nicht!”

Wollen Sie den Schornsteinfeger-Job nach der Karriere ausüben?
Thumm: „Nein. Die letzten zehn Jahre habe ich die Unterstützung der Bundeswehr genossen, um mich voll dem Leistungssport zu widmen. Und jetzt kann ich dank der Bundeswehr auch die Ausbildung zur Physiotherapeutin absolvieren, die ich im vergangenen Sommer begonnen habe.”

Seit Saisonbeginn heißt der Suhler Trainer Jean-Pierre Staelens, der frischen Wind gebracht hat. So wurde der Einzug ins Pokalfinale mit einer Pyjama-Party gefeiert. Hat er schon angekündigt, was er nach einem Pokalsieg macht?
Thumm: „Wir haben das Pokalfinale noch nicht so im Vordergrund stehen, weil wir noch drei Ligaspiele vor der Brust haben. Aber ich gehe stark davon aus, dass er noch eine motivierende Aktion macht. Ich fand es riesig, dass wir vor dem Halbfinale in Vilsbiburg eine „Oskarverleihung“ gemacht haben, z.B. bester Regisseur, älteste Spielerin, jüngste Spielerin usw. Das hat er moderiert und geleitet und den Animateur gespielt. Das hat uns auf andere Gedanken gebracht. Er ist einfach ein Mensch geblieben, weiß aber auch, was er will.”


Ticket-Vorverkauf für DVV-Pokalfinale läuft

Karten für die DVV-Pokalfinals sind im GERRY WEBER TICKETCENTER (Weidenstraße 2, 33790 HalleWestfalen) oder online unter www.gerryweber-world.de erhältlich. Neben den bekannten und bewährten Kategorien I bis IV sowie der Spezialaktion „Vereinsbonus” gibt es für 2010 erstmals die Familienkarte. Mit dieser können zwei Erwachsene und zwei Kinder (bis einschließlich 15 Jahre) für 65 Euro in der Kategorie I Spitzensport live erleben.

Das Endspiel der Männer zwischen Generali Haching evivo Düren beginnt um 15.30 Uhr. Zuvor, ab 13 Uhr, wird der Sieger des Carolinen Volleyball DVV-Pokalfinals der Frauen zwischen dem Dresdner SC und dem VfB Suhl ermittelt.

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