DVV-Männer: Sieger der European League 2009
Die DVV-Männer haben im sechsten Anlauf erstmals die European League gewonnen: Im Finale von Portimao/Portugal bezwang die Mannschaft von Bundestrainer Raul Lozano Europameister Spanien 3:2 (25-20, 21-25, 25-20, 17-25, 15-7) und wahrte somit auch die Chance, 2010 an der World League teilzunehmen. Den dritten Platz belegte Portugal durch ein 3:0 gegen Titelverteidiger Slowakei. Punktbeste deutsche Spieler waren Jochen Schöps und Georg Grozer (je 16), die im Anschluss auch Einzelauszeichnungen erhielten (s.u.).
Portimao - Die Hoffnungen der lokalen Organisatoren, dass zum sonntäglichen Finale "möglist viele Touristen aus Deutschland, Spanien und der Slowakei" möglichst wenige Sitzplätze frei lassen würden, erfüllte sich nicht. Rund 400 Besucher verloren sich nach 1000 am Samstag in der Mehrzweckhalle, die ein Zehnfaches hätte aufnehmen können...doch ausgemachte Volleyballfans sind rar hier an der Algarve, zumal es keinen höher spielenden Verein in dem früheren Fischerstädtchen gibt. Und die "normalen Touristen" sonnten sich lieber am Swimmingpool bzw. am Strand...
Dessen ungeachtet starteten die Deutschen hellwach und konzentriert gegen den Europameister von 2007. So wie es sich Bundestrainer Raul Lozano im Trainerduell mit seinen argentinischen Berufskollegen Juan Velasco - seit Januar Cheftrainer der Iberer - gewünscht hatte. Dabei schenkte der 52-Jährige auf deutscher Seite dem Start-Septett vom Vortag erneut das Vertrauen: Robert Kromm, Georg Grozer, Sebastian Schwarz, Patrick Steuerwald, Ferdinand Tille, Max Günthör, Georg Wiebel.
Nach 8:6 kam diese Formation immer besser in Schwung und überrollte den Euroleague-Gewinner von 2007 an gleicher Stelle förmlich. Grozer war nicht zu stoppen - im Angriff, beim Block oder beim Service. Der Block war bestens präpariert auf die Spanier, die ohne die verletzten Routiniers Molto (Mittelblock) und Guillermo Falasca (diagonal) angereist waren.
Bei 16:8 aus deutscher Sicht drohte dem Gegner ein Fiasko wie tags zuvor zum Auftakt mit 12:25 gegen die Slowaken. Das passierte nicht. Als es dann für die Mannen um Kromm bei 21:17 enger zu werden drohte, griff Lozano zum am Vortag bewährten Doppelwechsel Jochen Schöps (137. Länderspiel) für Grozer auf Diagonalangriff und Manuel Rieke für Steuerwald auf Zuspiel. Zwei Zähler vor Satzende tauschte er Eugen Bakumovski für Kromm.
Dieser Strategie der "Impulse von der Bank", die zugleich einen Vertrauensbeweis bedeutet, folgte Lozano auch in den folgenden Durchgängen.
Im zweiten war dies nicht unbedingt erfolgreich. Weil die Spanier mehr Druck beim Aufschlag ausübten, die deutschen Angriffe effektiver blockten und selbst aggressiver attackierten. Und ihre Formation nur in der Annahme - Rodriguez für Palharini - verändert hatten.
Nach dem Satzausgleich erwies sich die Belastungsverteilung - mal Schöps für Grozer, Rieke für Steuerwald, Bakumovski für Schwarz - im schwarz-rot-goldenen Lager als bessere Variante. Über 5:1, 8:4, 16:14 wurde der 2:1-Satzvorteil erspielt. Nun kam Dirk Westphal in der Annahme erstmals in Portimao aufs Feld. Zusätzlich zu Schöps half Grozer in der Endphase, den Satzgewinn mit seinen krachenden Aufschlägen zu sichern.
Doch die Spanier blieben ihrer Kontertaktik treu. Und ließen ihre Oldies, Kapitän Miguel Angel Falasca (36/ Zuspiel) und Libero Alexis Valido (33), bekannt aus seiner Zeit beim VfB Friedrichshafen, ohne Pause im Match. Beim 5:9 aus deutscher Warte echauffierte sich Robert Kromm über eine offensichtliche Fehlentscheidung ein bisschen, was zum Strafpunkt für Spanien führte. Bei 8:16 - das deutsche Spiel zerfiel phasenweise, Schöps, Steuerwald, Schwarz pausierten - zeichnete sich die Turnierentscheidung per Tiebreak ab.
Foto CEV: Auch bei Sebastian Schwarz war Kampf Trumpf. Im Finale sorgte er mit einem "Block-Hattrick" zu Beginn des fünften Satzes früh für klare Verhältnisse.
So kam es denn auch nach bereits 115 absolvierten Minuten: Mit Steuerwald am Aufschlag und Schöps statt Grozer in der Startaufstellung gelang dank dreier Klasseblocks (Schwarz), engagierter Feldabwehr und konsequenter Angriffe nach 4:1 ein 8:4-Vorsprung. Da machte sich bezahlt, einen ausgeruhten Jochen Schöps in seinen Reihen zu haben! Im Stile eines echten Leaders legte sich der 25-jährige Volleyballer des Jahres ins Zeug: Selbstbewusst, souverän, konzentriert, dynamisch. Und Lozano hielt am Rezept der Rotation fest und bescherte Rieke wie Bakumovski Ergänzungsauftritte.
Auf der Fahrt vom Hotel in Alvor knapp acht Kilometer zur Halle, kam irgendwie das Thema Jubiläen auf die Tagesordnung. Nicht ohne Anlass: Georg Wiebel (32) stand vor seinem 150. Einsatz seit 1997 im Nationaltrikot. Youngster Ferdinand Tille durfte die 25. Partie ansteuern. Dies galt ebenso für Georg Grozer. Der Turnierkapitän Robert Kromm konnte die 120 erreichen und der für die Auswahl spät berufene Manuel Rieke peilte seinen 15. Einsatz an. Marcus Böhme hätte bei Einwechslung die 50. Partie feiern können, sein den SCC Berlin verlassender Kumpel Dirk Westphal die 30. Auswahlberufung...bis auf den Neu-Friedrichshafener Böhme schafften alle die mehr oder minder "runden" Ziffern.
Interessant und bemerkenswert: Das großartige Abschneiden in der Euroliga schaffte eine verjüngte Equipe, in der mit Jochen Schöps, Robert Kromm und Marcus Böhme nur drei olympische Pekingstarter vertreten waren...
Einzelauszeichnungen
MVP: Jochen SCHÖPS (GER)
Bester Punktesammler: Martin NEMEC (SVK)
Bester Aufschläger: Sequeira VALDIR (POR)
Bester Angreifer: Jochen SCHÖPS (GER)
Bester Blocker: Georg GROZER (GER)
Bester Zuspieler: Miguel Angel FALASCA (ESP)
Bester Annahmespieler: Lopes ANDRE (POR)
Bester Libero: Martin PIPA (SVK)
Foto CEV: Gleich der erste Titel für Raul Lozano (rechts) und Co-Trainer Jose Manuel Serramalera.
Alle Infos zur European League 2009
(epo.)