DVV-Männer: Raúl Lozano: „Spielen wir wie gegen Brasilien, schaffen wir die nächste Runde“

Seit Mai gibt er die Richtung vor: Bundestrainer Raúl Lozano hat genaue Vorstellungen, wie er im Interview verrät.

Neu-Bundestrainer Raúl Lozano (52 Jahre) hat die ersten drei Spiele mit den DVV-Männern absolviert. Gegen Weltmeister Brasilien setzte es erwartungsgemäß drei Niederlagen, dennoch ist Lozano mit dem Start in seine Amtszeit zufrieden. Wie er die Spiele gegen die Brasilianer gesehen hat, wie seine Philosophie aussieht und was er von der WM-Qualifikation erwartet, verrät er im „Interview der Woche“.

Vor dem ersten Länderspiel als Bundestrainer sagten sie, das erste Spiel wäre wie ein erster Kuss. Wie hat der Kuss und die weiteren Liebkosungen gegen Brasilien geschmeckt?
Lozano: „Gegen Brasilien ist es immer kompliziert. Es herrscht immer ein gutes Niveau, es ist meist ein gutes Spiel. In diesem Fall hatten wir gute Spiele, aber schlechte Ergebnisse. Wichtig war mir die neue Struktur, das hat geklappt. Es war also nicht alles so süß wie ein erster Kuss.“

Die Spiele gegen den Weltmeister wollten Sie nutzen, um die Stammformation zu finden und einzuspielen. Hat das geklappt, wissen Sie schon, wer bei der WM-Qualifikation in Poprad/Slowakei beginnt?
Lozano: „Das erste Spiel in Düren diente mir, um zu sehen, wie sich die Spieler, die ich bislang nur im Training sah, im Spiel verhalten. Danach haben wir versucht, Strukturen zu schaffen und uns einzuspielen. Jetzt wissen wir, wo wir stehen und ich weiß, wer beginnen wird.“

Die Länderspiele gegen Brasilien waren freundschaftliches Geplänkel, bei der WM-Qualifikation geht es um viel. Sehen Sie es als Problem an, dass in den drei Partien gegen Brasilien kein Sieg gelandet wurde? Könnte es an Selbstbewusstsein mangeln?
Lozano: „Ich persönlich mag es, immer gegen die Besten zu spielen und daraus etwas für die Mannschaft zu lernen und um zu sehen, wo wir stehen. Es gibt andere Trainer, die in einer Vorbereitung gerne gegen Teams spielen, um zu gewinnen. Um sowohl den Teamspirit als auch das Selbstbewusstsein zu fördern. Ich nicht. Gegen schwache Gegner zu gewinnen, bringt uns nicht weiter. Wir wollen gegen starke Gegner gewinnen.“

In der Vorbereitung in Heidelberg haben sie versucht, den Spielern anhand von Videos und Gruppenbesprechungen ihre Philosophie zu vermitteln. Wie sieht diese aus, gibt es bereits erste Erfolge und wo muss noch der Hebel angesetzt werden?
Lozano: „Die drei Wochen waren gut, um meine Philosophie zu zeigen und zu trainieren. Dabei machen wir vor allem am Ende der Sätze noch zu viele Fehler. Das ist aber normal, wenn man vieles umstellt. Am Anfang eines Satzes war schon einiges Neues zu sehen, das war gut. Meine Philosophie ist nur schwer in wenigen Worten zu vermitteln. Auf jeden Fall wollen wir weniger Fehler machen. Wir kennen bereits sehr gut unsere Hauptfehler, geben Sie uns jetzt Zeit, daran zu arbeiten. Es ist uns nicht geholfen, nur Fehler in der Öffentlichkeit anzusprechen. Vor allem lassen sich diese Fehler nicht mit einer „Delete-Taste“ wie am Computer löschen. Für fast alle gilt auf jeden Fall, dass wir im Aufschlag weniger Fehler machen müssen. Im Zuspiel möchte ich, dass noch schneller auf die Außenpositionen gespielt wird als bisher. Das sind nur zwei Beispiele, die eine enorm hohe Wiederholungszahl im Training erfordern, um dies umzustellen. Dies alles kann erst nach vielen, vielen Stunden Training automatisiert werden.“

Bei den Brasilianern fällt auf, dass alle Spieler unglaublich beweglich und abwehrstark sind sowie technisch hervorragend ausgebildet. Dies gilt selbst für Spieler, die deutlich größer als 2 Meter sind. Woran liegt das und ist das auch in Deutschland denkbar?
Lozano: „Ja, aber das muss auch in der Liga mitbearbeitet werden. Nur mit dem Training der Nationalmannschaft werden wir das nicht schaffen. Die Klubs haben ihre Spieler acht Monate zur Verfügung, ich in der Nationalmannschaft vier. Man sollte bei diesen Vergleichen aber immer bedenken, dass die Brasilianer allen in der Welt technisch überlegen sind. Das wichtige dabei ist, wie erreichen sie das. Sie trainieren härter und länger als der Rest der Welt. Es ist das einzige Land, in dem auch in den Klubs im Training die gleiche Qualität und Quantität wie in einer Nationalmannschaft umgesetzt wird. Wer zwölf Monate so trainiert, ist halt besser als Teams, die nur vier Monate so trainieren.“

Foto
Foto Tom Schulte: Wort- und gestenreich: Raúl Lozano.

Was wissen Sie über die WM-Qualifikationsgegner Kroatien, Weißrussland und die Slowakei?
Lozano: „Wir studieren momentan die Videos und Statistiken ihrer letzten Spiele und sind damit gut informiert. Ich schätze die Slowakei als den stärksten Gegner ein.“

Wie beurteilen Sie die Chancen, Platz eins oder zwei zu belegen und somit die Qualifikation für die dritte Runde zu schaffen?
Lozano: „Wir haben gute Chancen, ich bin optimistisch. Wenn wir auf dem gleichen Niveau spielen wie gegen Brasilien, dann werden wir die Qualifikation für die dritte Runde schaffen.“

Zurück zur Eingangsfrage: Kann sich aus dem ersten Kuss eine große Liebe entwickeln?
Lozano: „Immer wenn man eine neue Beziehung eingeht, denkt man, dies ist die neue große Liebe. Und ich komme gerade von einer großen Liebe mit Polen.“

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