DVV-Pokalfinale (F): VfB Suhl gewinnt zum ersten Mal einen Titel – 3:1 gegen NA.Hamburg
Der VfB Suhl hat den ersten Titel in der Vereinsgeschichte gewonnen: Die Thüringerinnen siegten vor 8.000 Zuschauern im GERRY WEBER STADION in Halle/Westfalen im DVV-Pokalfinale gegen NA.Hamburg 3:1 (25-20, 25-22, 23-25, 25-19). Punktbeste Spielerinnen waren Magdalena Sadowska (20) und Natasa Rapajic (15) bei Suhl, bei Hamburg machten Dominice Steffen (17) und Kerstin Ahlke (15) die meisten Zähler.
Vor allem Hamburg agierte zu Beginn merklich beeindruckt von der ungewohnten Kulisse, und die als leichter Favorit ins Spiel gegangenen Thüringerinnen nutzten dies durch ein fehlerfreieres Spiel zur Führung. Vor allem in der Annahme offenbarte der Tabellen-Siebte der Bundesliga große Schwächen, sodass kein schnelles Spiel möglich war. Zudem hatte die Mannschaft aus Suhl in Magdalena Sadowska und Natasa Rapajic die größere Durchschlagskraft auf den Außenpositionen und mit Spielführerin Maja Adam-Ilic eine dominante Spielerin in der Mitte. Nachdem die ersten beiden Sätze relativ klar an Suhl gegangen waren, nutzten die Hamburgerinnen anfangs des dritten Satzes eine Suhler Schwächephase und gingen hoch in Führung. Zwar konterte Suhl nochmals, konnte den Satzverlust jedoch nicht abwenden. Aber die Mannschaft von Han Abbing zeigte sich nicht beeindruckt, fand wieder zu ihrem Spiel und profitierte abermals von Unzulänglichkeiten auf Seiten der Hamburgerinnen.
Ausführlicher Spielbericht
NA.Hamburg begann mit folgender Stammformation: Stéphanie Volle, Danubia Costa Caldara, Dominice Steffen, Iryna Lukashuk, Séverine Lienard, Anke Borowikow und Lisa Rühl
Der VfB Suhl startete mit folgenden Spielerinnen: Anja Krause, Maja Adam-Ilic, Magdalena Sadowska, Natasa, Rapajic, Tatjana Boskovic, Grit Lehmann und Miloslava Lauerova
1. Satz
Suhl, angefeuert von einer lautstarken Anhängerschar, erwischte den deutlich besseren Start: Sadowska punktete über die Außenposition und ließ den Vierten der Bundesliga mit 4-1 in Führung gehen. Die Hamburgerinnen wirkten nervös, ein geordneter Spielaufbau wurde bereits durch eine ungenaue Annahme erschwert (6-2). Ein direkter Aufschlagpunkt ließ die Hamburgerinnen verkürzen (7-5) und den rot gekleideten Fanblock jubeln. Die latenten Annahmeprobleme der Hamburgerinnen ließ Suhl jedoch immer wieder zu leichten Punkten kommen – Adam-Ilic erhöhte per Einbeiner auf 10-6. Nach einem ersten Angriffsfehler von Sadowska sowie einem Punkt der Ex-Suhlerin Lukashuk hatte Hamburg den Anschluss geschafft (12-11), nach einem weiteren Punkt durch Borowikow gar den Ausgleich – Auszeit Suhl (12-12). Das Spiel blieb ausgeglichen, nach einem Angriffsfehler von Lienard ging es mit 16-15 für Suhl in die zweite technische Auszeit. Der Bundesliga-Siebte Hamburg nutzte in dieser Phase mehrfach die sich bietenden Punktchancen nicht und konnte deshalb nicht die Führung erobern. Nach einem Aufschlag-Ass von Steffen war es dann soweit: Hamburg lag beim 17-18 erstmals in Führung, und Han Abbing nahm sofort eine Auszeit. Die wirkte, denn die nächsten drei Zähler und somit die Führung gingen nach Suhl, Rapajic hämmerte einen Aufsteiger ins gegnerische Feld (20-18) – Auszeit Hamburg. Als Borowikow mit ihrem Einbeiner am Suhler Block hängen blieb, waren es nur noch vier Punkte für die Satzführung (21-18). Ein direkter Aufschlagpunkt von Sadowska besorgte das 23-19 – Hamburgs Trainer Helmut von Soosten nahm seine zweite Auszeit. Das half nichts: Zwar wehrte Lukashuk den ersten Satzball per Lob ab, doch den zweiten „schenkte“ Borowikow den Suhlern per Fehlaufschlag (25-20).
2. Satz
Beide Teams blieben unverändert in ihren Startformationen, den besseren Start erwischten abermals die Thüringerinnen, weil die Hamburger Annahme weiter „schwomm“ (2-0). Nach einer schönen Zuspiel-Finte von Krause, die ihre Schnellangreiferin Boskovic blockfrei spielte, hieß es bereits wieder 4-1. Einzig DVV-Nationalspielerin Steffen hielt dagegen. Mit ihrem dritten Punkt, einem Ass, verkürzte sie auf 4-3. Aber das Spiel der Hamburgerinnen war zu fehlerhaft, um die selbstbewussten Suhlerin in Bedrängnis zu bringen. Zwei Angriffsfehler von Lienard und Steffen sorgten für das 8-4. Nach Aufschlag- und Angriffsfehler von Sadowska sowie einem Netzkanten-Ass von Borowikow hieß es plötzlich nur noch 8-7, die Punktchance zum Ausgleich blieb durch eine Ungenauigkeit – dieses Mal in der Abwehr – abermals ungenutzt (11-9). Nach einem erfolgreichen Schnellangriff von Adam-Ilic sowie einem Block gegen Steffen war der Vier-Punkte-Vorsprung für Suhl wieder hergestellt – Auszeit Hamburg (13-9). Symptomatisch der Punkt zum 14-9: Suhls Libero Lauerova kratzt einen harten Angriff von Steffen vom Boden, der anschließende Not-Lob von Adam-Ilic fällt ohne Berührung der Hamburgerinnen in das Feld. Von Soosten wechselt mit Kerstin Ahlke und Julia Kaufhold zwei neue Kräfte ein, die Punkte macht aber Suhl. Sadowska schlägt mit viel Raffinesse den gegnerischen Block an – 16-10. Suhl ist nicht zu stoppen, aber auch, weil Hamburg völlig von der Rolle ist: Steffen setzt einen Rückraumangriff völlig daneben und trifft Suhls Trainer Abbing statt das Feld (19-11). Steffen per Rückraumangriff, ein Ass von Lienard, ein Fehler von Sadowska sowie ein Block gegen Lehmann lassen die Hamburgerinnen verkürzen und hoffen (19-15) – Auszeit Suhl. Lehmann bricht die Mini-Negativserie und erhöht auf 20-15, aber Hamburg punktet nun beständiger aus der Annahme (21-17). Dann nutzt Ahlke eine Punktchance aus dem Rückraum und serviert anschließend ein Ass – Hoffnung bei Hamburg und Auszeit Suhl (22-20). Ahlke setzt den Aufschlag weit hinter die Grundlinie, doch dann punktet Hamburg abermals doppelt (23-22). Adam-Ilic holt per Einbeiner zwei Satzbälle für Suhl, Steffen verzieht ihren Angriff, 2:0-Sätze für Suhl (25-22).
3. Satz
Beide Teams machten mit den Formationen weiter, mit denen sie aufgehört hatten, doch etwas war im dritten Satz anders: Hamburg erwischte den wesentlich besseren Start und lag nach zwei Minuten 0-4 in Führung. Die Ecke in der Hamburger Fanecke besserte sich weiter, als der Doppelblock gegen Lehmann punktete (3-8). Ein weiterer Block gegen die Suhler Außenangreiferin sowie ein Angriffspunkt von Ahlke schraubten das Ergebnis auf 3-10. Die Hamburger Spielführerin Ahlke war es vor allem, die mit spektakulären Angriffen erfolgreich war (5-11). Suhl gab sich aber nicht geschlagen und verkürzte per „Hammer“ von Lehmann sowie einem Aufschlag-Ass von Rapajic auf 8-11 – Auszeit Hamburg. Suhl war nun wieder im Spiel, auch weil die Hamburgerinnen mehrere Aufschläge verschlugen und zudem die Annahmeschwäche blieb (13-14). Als ein Rückraumangriff von Ahlke an der GERRY WEBER-Netzkante hängen blieb, hatte Suhl den Ausgleich geschafft, Lehmann holte im Anschluss gar die Führung (16-15). Doch die Hansestädterinnen wollten sich nicht so geschlagen geben, ein Ass von Lienard brachte die Führung für Hamburg (17-18). Als Rapajic den Aufschlag von Ahlke nicht kontrollieren kann, ist Hamburg wieder mit zwei Zählern vorne (19-21). Ein Block von Lukashchuk gegen Adam-Ilic sorgte für das 20-23 und Auszeit Suhl. Suhl verkürzt durch Sadowska, aber ein Aufschlagfehler des Suhler Kapitäns Adam-Ilic bringt Satzbälle Hamburg (21-24). Steffen vergibt den ersten per Fehlaufschlag, den zweiten macht Sadowska per Angriff zunichte – Auszeit Hamburg (23-24). Dann setzt Krause ihren Aufschlag deutlich neben die Seitenlinie – ein Geschenk für die Hamburgerinnen zur rechten Zeit (23-25).
Foto Tom Schulte: Hamburgs Dominice Steffen hatte gegen den Suhler Block einen schweren Stand.
4. Satz
Abermals ließen die Trainer ihre Formationen unverändert, dann gelang Boskovic gleich zu Beginn der Ball des Tages: Per Rückzieher holte sie einen verloren geglaubten Ball nicht nur ins Spiel zurück, sondern verdutzte mit dieser Aktion die Hamburgerinnen so sehr, dass der Punkt im Anschluss an die Thüringerinnen ging. Nach einem Missverständnis auf Hamburger Seite lag Suhl mit 5-2 vorne – Auszeit Hamburg. Ahlke verkürzte per Angriff auf 5-4, dann auf 6-5. Nach einem Ass von Rapajic lag Suhl bei der ersten technischen Auszeit mit drei Zählern vorne (8-5). Suhl erhöhte nach guter Block- und Feldabwehr auf 11-7 – Sadowska setzte ihren Angriff auf den Block, von wo er unerreichbar abprallte. Ein technischer Fehler von Volle ließ Suhl erstmals mit fünf Punkten in Führung gehen, Lehmann erhöhte gar per Angriff gegen die Anlaufrichtung auf 15-9. Mit 16-11 ging es in die zweite technische Auszeit, alles spricht für Suhl, erst recht, als Lehmann ein direkter Aufschlagpunkt zum 19-13 gelingt. Ein „Monsterblock“ von Adam-Ilic gegen Ahlke sorgt für klare Verhältnisse (20-13). Typisch die nächsten Punkte: Zunächst serviert Ahlke ein Ass, den zweiten Aufschlag setzt sie deutlich ins Netz (21-15). Nach Doppelblock gegen Ahlke springt Suhls Trainer Abbing auf – nur noch zwei Zähler fehlen seinem Team zum Triumph (23-17). Ein Lob an die Antenne von Lienard bedeutet Matchbälle Suhl (24-19), Steffen versiebt ihren Rückraumball – 3:1-Erfolg für Suhl (25-19), Jubeltraube und Siegesgesänge.
Stimmen zum Spiel
Han Abbing (Trainer VfB Suhl): “Es war sehr schön, im Gerry Weber Stadion zu spielen. Die Veranstaltung gibt dem DVV-Pokal den richtigen Stellenwert, und es war eine Riesenidee, den Pokal hier auszurichten. Wir haben davon geträumt, zu gewinnen, und der Traum ist wahr geworden. Unsere Fans standen heute wie eine Wand hinter uns. Erst das Finale, dann der Sieg und jetzt der Pokal, was will man mehr. Ein unbeschreibliches Gefühl.“
Natasa Rapajic (VfB Suhl): „Heute haben wir von Anfang an Druck gemacht. Wir sind überglücklich, den Pokal gewonnen zu haben. Und wenn jemand so kämpft wie wir, dann kann dass nur klappen. Heute war unser Tag. Vielen Dank an unsere Fans für die tolle Unterstützung. Mit dem Sieg haben wir gezeigt, dass wir genug Selbstvertrauen haben. Wir werden in Suhl feiern und in einem Restaurant Party machen, aber nicht zu lange, da wir am Mittwoch wieder ein schweres Spiel haben. In der Meisterschaft ist ja auch noch alles drin. Wir träumen vom Meistertitel, von der zweiten Medaille in dieser Saison.“
Grit Lehmann (Spielerin Suhl): „Ich kann es noch gar nicht so richtig glauben, es ist der Hammer. Die Zuschauer motivieren einen extrem. Ich denke, beide Seiten waren nervös. Das Spiel war zwar knapp, aber wir hatten immer das Gefühl, dass wir gewinnen. Zudem kam, dass wir die meisten langen Ballwechsel gewinnen konnten. “
Helmut von Soosten (Trainer Hamburg): „Suhl verdient zu gewinnen. Wir haben zu viele Fehler gemacht. Der Druck von Suhl war sehr hoch. Wir hatten große Probleme im Angriff. Jetzt sind wir alle enttäuscht. Das war nicht unser Tag. Unsere Mädels waren sehr nervös. Aber die Stimmung im Gerry Weber Stadion war fantastisch.“
Julia Kaufhold (NA.Hamburg): „Die Kulisse war sehr eindrucksvoll. Vor so einer Kulisse haben wir noch gespielt. Unsere Fehlerquote war einfach zu hoch. Es war aber auch sehr schwer, gegen Suhl zu spielen. Die Fans von Suhl waren toll wie auch alle anderen Zuschauer.“
Dominice Steffen (Spielerin Hamburg): „Wir haben verloren, weil wir erstens schwach in der Annahme waren, sodass wir kein schnelles Spiel aufbauen konnten. Zweitens waren wir viel zu verkrampft und unsicher. Die Suhler Zuschauer waren beeindruckend. Ich hätte mir gewünscht, dass wir besser spielen. Leider sind wir deutlich unter unseren Möglichkeiten geblieben.“