Wegweisende Strukturreform der Frauen Volleyball Bundesliga: Einführung der 2. Bundesliga Pro geplant

Die Volleyball Bundesliga (VBL) plant eine wegweisende Strukturreform der Frauen Volleyball Bundesliga, um die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen: Zur Saison 2023/24 soll die Einführung einer weiteren eingleisigen Liga zwischen der 1. Bundesliga Frauen und den heutigen zweigleisigen 2. Bundesligen Frauen (Nord und Süd) erfolgen. Diese neue Liga soll 2. Bundesliga Pro heißen.

Ziel dieser Reform ist es, den Clubs in der neuen Struktur ein neues, attraktives Wettbewerbsumfeld zu bieten, in dem sie sich besser entwickeln können als in der heutigen Struktur. Hiervon erhoffen sich die Verantwortlichen, dass sich die Lücke zwischen 1. und 2. Bundesliga nachhaltig verringert und somit ein funktionierender sportlicher Auf- und Abstieg etabliert werden kann. Die Reform steht noch unter dem Zustimmungsvorbehalt der Bundesliga- sowie der DVV-Mitgliederversammlung im November 2022.

„Es sind noch drei Hürden zu nehmen“

Damit die geplante Ligastrukturreform in die Tat umgesetzt werden kann, gilt es noch drei wesentliche Voraussetzungen zu erfüllen. „Zunächst einmal müssen ausreichend Mannschaftsmeldungen für die 2. Bundesliga Pro sowie für die übrigen nachgelagerten Spielklassen vorliegen – hierüber werden wir am 1. November dieses Jahres Klarheit haben. Darüber hinaus müssen die Bundesligaversammlung am 11.11.2022 sowie die DVV-Mitgliederversammlung am 19.11.2022 der Einrichtung der neuen Liga zustimmen“, zählt Julia Retzlaff, VBL-Geschäftsführerin, die Bedingungen auf.

„Neues Profil zielt auf Lückenschluss zwischen 1. und 2. Bundesliga ab“

„Faktisch gibt es seit vielen Jahren keinen geregelten Auf- und Abstieg zwischen der 1. und 2. Bundesliga. Diese Situation ist im deutschen Teamsport solitär und das wollen beziehungsweise müssen wir dringend ändern. Hinzu kommt, dass die 1. Bundesliga der Frauen perspektivisch auf 14 oder 16 Teams wachsen möchte“, so Retzlaff zu den Gründen für die geplante Strukturreform. In der neuen Struktur sollen diese Ziele erreicht werden, indem mit der neue Ligastruktur nicht allein ein neuer Wettbewerb eingerichtet wird. „Vielmehr dient die Einrichtung der eingleisigen 2. Bundesliga Pro der Schaffung eines neuen Ligaprofils mit erweiterten Lizenzanforderungen, mit dessen Hilfe ein ‚Lückenschluss‘ und ein geregelter Auf- und Abstieg zwischen 1. und 2. Bundesliga gelingen sollen“, ergänzt Retzlaff.

Diesen Herausforderungen wurde in den zurückliegenden Jahren mit einem Baukasten unterschiedlichster Maßnahmen, wie Vorlizenzierungsverfahren, Stufenplan, Vergabeverfahren für Wildcards und dem Entwicklungsprogramm begegnet. „Wir erachten die einzelnen Instrumente weiterhin als sinnvoll und richtig, aber ganz offensichtlich reichen sie nicht aus, wenn wir uns anschauen, dass es uns seit Jahren nur punktuell gelungen ist, einzelne Aufsteiger zu entwickeln, aber es keine gesunde Auf- und Abstiegskultur gibt. Vielmehr legt unsere Analyse nahe, dass uns nur eine Strukturveränderung den entscheidenden Schritt weiterbringen kann“, konstatiert Retzlaff. 

„Wir befinden uns mit 14 Mannschaften in konkreten Gesprächen“

Die Regelstaffelstärke soll 12 plus zwei Mannschaften betragen, das heißt, in der 2. Bundesliga Pro sollen 12 reguläre Mannschaften und bis zu zwei Teams mit Sonderspielrecht starten. „Es besteht die Möglichkeit, dass in der ersten Saison nicht alle Startplätze besetzt sein werden. Als Schwellenwert haben wir uns ein Minimum von zehn Mannschaften gesetzt“, erklärt Dennis Herter, Projektmanager Ligastruktur der VBL. In der 2. Bundesliga Pro soll eine Hauptrunde mit Hin- und Rückspiel gespielt werden. Am Ende der Spielrunde steigt die erstplatzierte Mannschaft in die 1. Bundesliga auf, die beiden letztplatzierten Mannschaften steigen in die 2. Bundesliga Nord/Süd ab. „Aktuell befinden wir uns mit acht Mannschaften aus der 2. Bundesliga Nord und sechs Teams aus der 2. Bundesliga Süd in konkreten intensiven Gesprächen zu ihrem Start in der neuen Liga“, so Herter.

Neuerungen in der 2. Bundesliga Pro

Es braucht die richtige Mischung aus Lizenzvoraussetzungen, Anreizsystemen und dem Glauben an die Eigenentwicklung der Vereine, damit die Einrichtung der neuen Liga den verfolgten Zielen dient. „Wir haben mit der medialen, sportlichen und wirtschaftlichen Entwicklung drei klare Fokusthemen bei denen die Lizenzanforderungen, die die Clubs erfüllen müssen, oberhalb der heutigen Lizenzanforderungen der 2. Bundesliga liegen. Der Schritt von der neuen Liga in die 1. Liga wird demzufolge kleiner ausfallen als der bisherige. So gibt es u.a. klare Regelungen zur Verbesserung des medialen Erlebnisses, zur Aufwertung der Spielhallen und zum Aufstieg“, zählt Herter auf.

„Eine Garantie kann keiner geben“

Sollte die 2. Bundesliga Pro eingeführt werden, würde eines der wichtigsten Zukunftsprojekte der VBL umgesetzt. Der Diskussions- und Entwicklungsprozess umfasste etwa zehn Monate und wurde unter Federführung der VBL mit Vereinsvertreter:innen der 1. und 2. Bundesliga, dem VBL-Aufsichtsrat sowie Vertreter:innen der Landesverbände geführt. „Die Besonderheit bei diesem Projekt liegt in der aktiven Mitarbeit der Vereine von Beginn an. Es gab beim Ausarbeitungsprozess teils kritische und kontroverse Diskussionen. Das Positive daran ist jedoch, dass alle antizipierten Probleme beziehungsweise Herausforderungen bei der Erarbeitung des Modells mit eingeflossen sind, sodass wir uns nun in der Situation befinden, dass es eine breite Zustimmung für die geplante Änderung der Ligastruktur gibt“, erklärt Heino Konjer, Mitglied des VBL-Aufsichtsrats, und ergänzt: „Die 2. Bundesliga Pro bietet trotz allem keine Garantie dafür, dass zukünftig Mannschaften in die 1. Bundesliga Frauen aufsteigen werden, da die Entwicklung von vielen Faktoren abhängig ist. Entscheidend wird sein, dass die Mannschaften in der 2. Bundesliga Pro aus sich heraus und im Wettbewerb miteinander eine Entwicklung beginnen. Wir sind der vollsten Überzeugung, dass die neue Ligastruktur hierfür die notwendigen Rahmenbedingungen schafft, in der die Entwicklung bestmöglich gelingt.“ Diese Auffassung teilt Christian Beutler, Teammanager ESA Grimma Volleys: „Für uns ist diese Strukturreform alternativlos. Grimma spielt jetzt das 16. Jahr in der 2. Volleyball Bundesliga und für uns wäre diese neue Liga der richtige Weg, um sich nachhaltig und sukzessiv weiterentwickeln zu können.“

Quelle: Volleyball Bundesliga

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