Nachtschichten für den neuen Weltrekord
Eine Gruppe aus der Region Trier will Anfang April einen neuen Weltrekord im Dauer-Volleyballspielen aufstellen. In der Vorbereitung auf den 89-Stunden-Marathon absolvieren die Bestmarken-Jäger mehrere Trainingslager. Beim jüngsten Zwei-Tages-Camp hat der TV nachts vorbeigeschaut.
Osburg. Am Himmel funkeln die Sterne, das Thermometer zeigt minus vier Grad. Obwohl es bald zwei Uhr nachts ist, brennt in der Hochwaldhalle am Ortsausgang von Osburg (Kreis Trier-Saarburg) Licht. Die Stimmung drinnen ist gut. Es wird Volleyball gespielt. Sechs gegen fünf. Eigentlich umfasst die Gruppe zwölf Spieler. Doch zwei Akteure fehlen wegen Krankheit. Stattdessen wirkt ein Gastspieler mit.
Ehrgeiz ist Trumpf - trotz fortgeschrittener Stunde. So richtig dynamisch sind die Spielzüge aber nicht mehr. Kein Wunder: Die Sportler haben in den 28 Stunden zuvor bereits fast 18 Stunden lang Volleyball gespielt.
In ihrem sechsten Trainingslager haben sich die Weltrekord-Anwärter für insgesamt 48 Stunden in der Hochwaldhalle einquartiert. Keiner verlässt in dieser Zeit die Halle. An der Stirnseite haben sie sich mit Matten ein Matratzenlager eingerichtet. Auf den Tribünen stehen Getränke. Wasser, Schorlen, Energydrinks. Dazwischen liegen Snacks: Bananen, Müsliriegel, Kekse.
Über die Hallenlautsprecher wird der Raum mit Dancefloor- und Rock-Musik beschallt. "Wichtig sind schnelle Lieder, langsame bringen nichts", erklärt Alexander Schmidt von der SG Rodt/Schleidweiler.
Um zwei Uhr ist Pause. Vier Stunden lang. Die meisten Spieler versuchen, nicht nur zu dösen. "Ich kann direkt einschlafen", sagt Beate Massmann aus Thomm - und das, obwohl sie das Zeitgefühl langsam im Stich lässt: "Ich merke nicht mehr richtig: Ist Tag oder Nacht?" Tobias Gerharz aus Preist sagt im Brustton der Überzeugung: "Ja, ich habe noch Bock auf Volleyball." Müde sei er, aber nicht ausgelaugt. Im Gegenteil: Die Aussicht auf den Weltrekord motiviert.
Teamgeist verleiht Flügel
Um 6 Uhr morgens geht es weiter. Sechs Stunden Volleyball, vier Stunden Pause: Das ist der Rhythmus, bei dem jeder mit muss. Macht in der Summe an den zwei Tagen 30 Stunden Sport und 16 Stunden Erholung - nebst einer zweistündigen Eingangs-Besprechung. Eine große Belastung für Körper und Geist.
Doch der Teamgeist verleiht Flügel. "Auch wenn wir 48 Stunden aufeinander hocken gibt es keine Reibereien", sagt Judith Schuler (DJK Pluwig/Gusterath).
Zum Mittag- und Abendessen gibt es Kohlenhydrate. Nudeln - dazu Salat. Teamchef Thomas Klein hat außerdem einen Mixer mitgebracht. In ihm entsteht aus Bananen, Milch, Honig und Haferflocken ein "Power-Drink". Klein: "Er ist sehr nahrhaft, belastet aber den Magen nicht."
Bis zum Ende des Trainingslagers fällt kein Spieler verletzt aus. Auch von den 20 eingesetzten Volleybällen machen nur zwei "schlapp". Doch Wehwehchen bleiben nicht aus. Zwickende Waden, übersäuerte Oberschenkel, Schulterprobleme. Zweimal während der 48 Stunden schaut eine Physiotherapeutin vorbei. Die Spieler nehmen ihre Massagen dankend an.
Klein freut sich über die Trainingsfortschritte. In puncto Ausdauer, aber auch in der Spiel-Dosierung - damit nicht unnötig Kraft vergeudet wird.
Vor dem Weltrekordversuch im April gibt es noch ein Trainingscamp vom 8. bis 10. März. Erneut zwei Tage mit 30 Stunden Sport. Mehr ist nicht drin - für einen längeren Zeitraum ist die Halle nicht zu bekommen.
Info
Der Rekord im Dauer-Volleyballspielen steht bei 85 Stunden (aufgestellt 2011 von der Studenten-Volleyball-Vereinigung Amsterdam). Eine Gruppe von zehn Spielern aus der Region Trier will vier Stunden draufpacken und so ins Guinness-Buch der Rekorde. Zwischen dem 3. April, 23 Uhr, und 7. April, 16 Uhr, treffen die Spieler, die vornehmlich aus den Vereinen SG Rodt/Schleidweiler, DJK Pluwig/Gusterath und SG Osburg/Thomm kommen, in der Hochwaldhalle Osburg auf 22 Gastteams. Noch umfasst die Trainingsgruppe zwölf Spieler, im März müssen noch zwei Akteure gestrichen werden.
Alle Infos unter www.89hvolleyball.de
(Trierischer Volksfreund)
Anmerkung: Bei dem Weltrekord-Versuch wird auch massiv für die Frauen-EM 2013 geworben. U.a. wird das letzte Gegner-Team der Weltrekordler ein Team der EM-Organisatoren sein.