World League (M): Kuba-Legende Raúl Diago: "Wir wollen in London eine Medaille"
Er ist eine lebende Legende in Kuba und hat nach seiner aktiven Laufbahn das Präsidenten-Amt des kubanischen Volleyball-Verbandes übernommen: Raúl Diago (45 Jahre) zählte einstmals zu den weltbesten Zuspielern, nahm dreimal an Olympischen Spielen teil, gewann mit Kuba u.a. die WM-Bronzemedaille (1998) und führte sein Team zum bislang einzigen World League Sieg (1998). Nun gastiert er mit den Kubanern in Trier und stellte sich zu einem Interview zur Verfügung.
Sie haben noch nichts verlernt. Beim Training stehen die Pässe immer noch sehr präzise…
Raúl Diago (lacht): „Nicht so gut wie früher. Das mache ich nur, um den Jungs Motivation zu geben.“
Spielen Sie noch regelmäßig Volleyball?
Raúl Diago: „Nein, nicht mehr. Ab und an trainiere ich mit, aber nur ganz selten.“
Nach dem der „goldene Jahrgang“ mit den Star-Spielern Joel Despaigne und Raul Diago die Karriere beendet hatte, ging es etwas abwärts mit dem kubanischen Männer-Volleyball. Jetzt ist das Team wieder weltklasse. Wozu ist es in der Lage?
Raúl Diago: „Wir denken im Olympia-Zyklus. Unser Ziel ist es, in London eine der drei Medaillen zu gewinnen. Auf diesem Weg haben wir einige Wettbewerbe, wie die World League und die WM, die genau in der Mitte dieses Zyklus liegen und somit Zwischenetappen sind.“
Gibt es im aktuellen Team Spieler, die das Zeug dazu haben, in die Fußstapfen von Despaigne oder ihnen zu treten?
Raúl Diago: „Klar, das hängt von der Position ab. Leon und Leal sind auf dem gleichen Weg wie Despaigne. Die beiden jungen Zuspieler Hierrezuelo und Diaz entwickeln sich auch gut. Und wie wir wissen, dauert es, bis man auf einem sehr hohen Niveau angekommen ist.“
Geben Sie den Zuspielern Tipps?
Raúl Diago: „Klar, warum nicht. Immer wenn ich mit ihnen unterwegs bin, versuche ich, von meiner Erfahrung etwas abzugeben. Das ist jetzt natürlich etwas anderes, weil sie sich im Wettkampf befinden.“
Sehen die Spieler Sie als Held oder Präsidenten an?
Raúl Diago: „Beides.“
Und im deutschen Team? Gibt es Spieler, die das Zeug zur Weltklasse haben?
Raúl Diago: „Ja. Die Nummer 18 Grozer, der hat sehr viele Möglichkeiten. Und die Nummer 14 Kromm, der ist sehr beeindruckend, weil er sehr hoch abschlägt. Zudem nimmt er gut an und blockt sehr gut.“
Foto FIVB: So kannte ihn die Volleyball-Welt. Raúl Diago als genialer Zuspieler.
1998 gelang unter ihrer Regie der bislang einzige Gewinn der World League. Ist diese Mannschaft auch dazu fähig?
Raúl Diago: „Wir wissen, dass sehr viele Teams momentan ein sehr gutes Niveau haben. Aber natürlich ist das unser Ziel. Zuerst müssen wir aber die Finalrunde erreichen, dann denken wir weiter. Wir wollen Stufe für Stufe nach oben.“
Welchen Stellenwert hat Volleyball auf Kuba?
Raúl Diago: „Wir sind unter den ersten beiden Sportarten in Kuba, zuerst kommt Baseball dann wir.
Die Bedingungen auf Kuba erscheinen nicht so optimal wie beispielsweise in Brasilien oder Italien, dennoch gibt es auf Kuba immer wieder riesige Talente. Woran liegt das?
Raúl Diago: „Unsere Bedingungen sind auch gut. Wir arbeiten nach einem guten System, eine Art Pyramidensystem. Wir beginnen in der Breite und arbeiten systematisch zur Spitze.“
Seit 2006 sind Sie Präsident des Verbandes. Was sind ihre Ziele?
Raúl Diago: „Wir haben bei den Frauen die Goldmedaille bei den Panamerikanischen Meisterschaften 2007 gewonnen, ein sehr dramatisches Finale gegen Brasilien (16-14 im fünften Satz). 2008 waren wir Zweiter im Grand Prix und Vierter bei den Olympischen Spielen. Letztes Jahr waren wir erfolgreichste Sportart in Kuba und die beste männliche Mannschaft in Kuba, in der World League sind wir Vierter geworden. Und im Juniorenbereich sind wir Vize-Weltmeister geworden. Daran wollen wir anknüpfen, das ist der richtige Weg.
Und wie schätzen Sie die Lage in Trier ein? Wie werden die Spiele Deutschland – Kuba verlaufen?
Raúl Diago: „Es werden sehr schwere Spiele werden. Es wird nicht so sein wie in Havanna, wo wir relativ leicht gewinnen konnten. Wir spielen auswärts, was für den Gegner immer ein Vorteil ist, aber wir sind mental gut vorbereitet.