Beach-DM: Katrin Holtwick/Ilka Semmler: Anhörungs-Unterricht bei Joey Kelly
Sie sind die Titelverteidigerinnen bei den Deutschen smart Beach-Volleyball Meisterschaften in Timmendorfer Strand und wurden vor kurzem Vize-Europameister: Katrin Holtwick/Ilka Semmler (Seaside Beach Club Essen) wollen beim Saisonhöhepunkt des nationalen Beach-Sommers wieder ganz vorne mit dabei sein. Wie Sie die EM im Nachhinein betrachten, was das Flair von Timmendorfer Strand ist und wie die bei Joey Kelly Anhörungs-Unterricht nahmen, erzählen Holtwick/Semmler im „Interview der Woche“.
Vize-Europameister! Wie klingt das mit einigem Abstand in ihren Ohren?
Semmler: „Mittlerweile klingt es toll, auch wenn es nicht DER Titel ist, ist es auch ein "kleiner" Titel, auf den man stolz sein kann. Die Enttäuschung über die Niederlage ist also verflogen, und wir freuen uns über das Ergebnis.“
Im ersten Satz des Finals hatten Sie gegen Goller/Ludwig Satzbälle und gar eine Punktchance. Warum hat es dennoch nicht gereicht?
Holtwick: „Natürlich hatten wir Punktchancen, und ich bin mir auch sicher, hätten wir den ersten Satz zugemacht, wäre das Spiel wieder ganz offen gewesen. Aber es sollte halt nicht sein. Bei den Punktchancen waren wir enorm unter Druck durch schwere Abwehrbälle und schwere Zuspielpositionen. Ich denke, Goller/Ludwig sind sehr stark im Lösen solcher Gegenangriffe. Sie haben uns das Leben einfach sehr schwer gemacht in dem Moment.“
Hat Ihnen die Niederlage dennoch Selbstvertrauen für die DM gegeben, nach dem Motto: „Wir sind ganz dicht am besten europäischen Duo dran!“
Semmler: „Es ist ja auch nicht so, als hätten wir Goller/Ludwig noch nie geschlagen, deswegen wissen wir auch so, dass es möglich ist, so ein Finale zu gewinnen. Natürlich sind dann knappe Niederlagen im Prinzip besser fürs Selbstbewusstsein als deutliche!“
Foto Hoch Zwei: Die Silbermedaille bei der Beach-EM in Berlin war für Katrin Holtwick (links) und Ilka Semmler der bislang größte internationale Erfolg.
Sie gehen als Titelverteidiger in Timmendorfer Strand an den Start. Hat sich nach dem Sieg im Vorjahr etwas verändert?
Holtwick: „Nein, nicht wirklich. Natürlich will man als Sportlerin gern in Timmendorf ganz oben stehen, dies haben wir ja letztes Jahr auch geschafft. Es war ein sehr schönes Gefühl, und trotzdem ist jedes Jahr ein neues Jahr. Wir wissen, dass wir es können.“
Erklären Sie einmal einem Menschen, der nicht das Beach-Volleyball Mekka an der Ostsee kennt, was das Besondere an diesem Turnier ist?
Semmler: „Das Besondere ist, dass Timmendorf ein Event mit Tradition geworden ist. Es findet jedes Jahr zu selben Zeit statt, am selben Ort und es findet riesig viel Zuspruch bei den Zuschauern. Volleyballinteressierte kommen aus ganz Deutschland extra nach Timmendorf, um sich die Meisterschaften anzugucken, aber auch viele Menschen, die eigentlich nicht viel mit Beach-Volleyball am Hut haben. Das lässt jedes Jahr eine total begeisterte Atmosphäre auf dem ganzen Gelände entstehen, der Center Court ist immer voll - egal wie das Wetter ist! Und das ist toll, dass macht diese besondere Stimmung bei diesem Turnier aus, und das erlebt man selten irgendwo anders.“
Direkt nach der EM nahmen Sie an der World Tour in Aland/FIN teil – mit mäßigem Erfolg (ein Sieg). Warum haben Sie nicht auch eine Pause eingelegt wie Goller/Ludwig etwa?
Holtwick: „Ja, ein 17. Platz ist natürlich nicht unser Anspruch, das ist richtig. Ich denke, wir sollten uns allerdings nicht mit den anderen Beiden vergleichen. Die Zwei haben bis dahin so gut wie keine Pause gemacht. Sie haben ihre Ausrichtung eben so gewählt.“
War das im Nachhinein ein Fehler? Oder nehmen Sie dennoch das gute Gefühl von der EM mit an die Ostsee?
Semmler: „Ich denke nicht, dass es ein Fehler war. Auch wir planen unseren Saisonrhythmus mit Pausen, zum Zeitpunkt von Aland war einfach keine Pause vorgesehen, und es lag sicherlich an anderen Dingen, dass wir nicht gut abgeschnitten haben. Wir sind auch mit einem nicht so guten Turnier im Rücken bei der EM angereist, wozu das führen kann, hat man ja gesehen.“
Foto FIVB: Auf einen stabilen Angriffsaufbau wird es bei der Beach-DM ankommen.
Im Vorfeld der DM haben Sie einem Vortrag von Joey Kelly gelauscht. Unter dem Titel „No Limits“ referierte der Extremsportler und Musiker. Worum ging es da?
Holtwick: „Joey hat in seinem Vortrag von seinem Leben berichtet. Es war wirklich sehr beeindruckend. Er hat gezeigt, wie die Kelly Family von einer Straßenband zu wahnsinnigen Stars der damaligen Zeit wurde, wie er sich weiterentwickelte und vor allem auch seinen Weg zum Extremsport. Das war eigentlich das Beeindruckendste.“
Und was ist die Botschaft, die Sie mitgenommen haben?
Semmler: „Glück kommt nicht von selbst im Leben, man muss immer 100% geben und sich in die Dinge die man erreichen will, voll reinhängen. Dann ist alles möglich!“
Wenn man einmal im Finale von Timmendorf gestanden hat und es auch noch siegreich gestalten konnte, gibt es doch eigentlich nur ein Ziel, oder?
Holtwick: „Ich glaube, dass wäre der falsche Weg. Wir spielen von Spiel zu Spiel. Natürlich wollen wir gerne eine Medaille haben, am besten auch ganz oben stehen, aber erst steht einmal der Weg dahin an.“
Gibt es außer Goller/Ludwig und Ihnen noch andere ernsthafte Titelkandidaten?
Semmler: „Natürlich, Teams wie Köhler/Sude oder Brink-Abeler/Grün haben ja auch in den letzten Wochen bewiesen, dass sie Top 5 auf der World Tour abschneiden können, so etwas kommt nicht von selbst und auf dem Weg dahin muss man viele gute Teams schlagen. In Timmendorf ist sowieso immer alles möglich, deswegen würde ich mich im Vorfeld nicht auf ein Team festlegen als 100%-igen Titelanwärter.“
Foto Hoch Zwei: Vier Frauen, die harte Konkurrenten sind, sich aber auch außerhalb des Courts gut verstehen: Sara Goller/Laura Ludwig und Katrin Holtwick/Ilka Semmler unmittelbar nach dem EM-Finale in Berlin.
In der Weltrangliste rangieren sie zur Zeit „nur“ auf Rang 14, zwei fünfte Plätze auf der World Tour waren die Highlights. Woran liegt das, dass die angestrebte Platzierung unter den „Top Ten“ noch nicht erreicht wurde?
Holtwick: „Das ist momentan noch nicht ganz zu sagen, das werden wir sicher nach Timmendorf auch noch erörtern. Sicherlich haben das Ende der Grand Slam-Phase und die letzten drei Open eine Menge damit zu tun. Da fehlte uns einfach die Konstanz. Zwischenzeitlich waren wir in den Top Ten und zu dem Zeitpunkt stimmten auch die Resultate. Man darf auch nicht vergessen, dass wir eine schwierige Vorbereitungszeit hatten. Vielleicht sind das die Reserven, die am Ende ein bisschen gefehlt haben.“
Wäre der erneute DM-Titel eine Entschädigung für die nicht erreichten Ziele auf der World Tour?
Semmler: „Das sind zwei Dinge, die man trennen muss: Ein DM-Titel ist natürlich super, aber hilft uns auf der World Tour auch nicht weiter. Deswegen würde ich nicht von Entschädigung sprechen, wenn es der Titel wird. Was natürlich nicht heißen soll, dass uns der Titel nicht viel bedeuten würde!“
Alle Informationen zur smart beach tour und der Beach-DM in Timmendorfer Strand an dieser Stelle und auf der offiziellen Tour-Homepage.