Unsere Olympioniken: Tobias Krick – der introvertierte TikTok-Star
Foto: Justus Stegemann Für die deutsche Männer-Nationalmannschaft steht das absolute Saisonhighlight an: Die Olympischen Spiele. 13 Spieler kämpfen in Paris um Edelmetall für Deutschland. Wir stellen jeden einzelnen in unserer Serie „Unsere Olympioniken“ vor, zeigen ihren Weg nach Paris und blicken hinter die Volleyballer-Fassade. Als nächstes: Tobias Krick.Tobias Krick ist ein Star – nicht nur auf dem Volleyball-Feld, sondern auch abseits davon. Nach jedem Spiel stehen die Fans für ein Autogramm oder Selfie mit dem 2,13-Meter-Hünen Schlange. Auf TikTok folgen Krick mehr als fünf Millionen Menschen, er hat mehr als 150 Millionen Likes. Damit übertrifft er problemlos Fußballgrößen wie Thomas Müller. Auch auf Instagram hat er mehr als eine Millionen Follower. Sein Leitsatz: „Follow if you’re shorter than me“ – folge mir, wenn du kleiner bis als ich– was bei seinen 2,13 Metern wohl so ziemlich auf alle Menschen zutrifft.
Er zeigt vor allem seine Sportart in kurzen Clips, aber auch selbstironische Sequenzen über seine Größe. Angefangen hat es vor rund fünf Jahren. Dass er damit so großen Erfolg haben würde, hatte Krick selbst nicht erwartet: „Mir macht es einfach Spaß, Videos zu schneiden und gleichzeitig den Leuten Volleyball näherzubringen.“ Der ganze Trubel ist dem eher introvertierten Profi nicht immer ganz geheuer. „Ich freue mich natürlich, aber es liegt nicht gerade in meiner Natur, von mir aus auf die Leute zuzugehen“, sagt Krick, der sich selbst als „unkomplizierte Person“ beschreibt. Er mag es eher ruhig, nur auf dem Feld kommt er aus sich heraus.
Zum Volleyball kam der Mittelblocker aus Bingen am Rhein durch einen Nachbarn, der ihn mit zum Training nahm. „Es hat direkt Spaß gemacht, daher bin ich seitdem dabeigeblieben“, sagt Krick. Nach seinen Anfängen beim TuS Gensingen und der TGM Mainz-Gonsenheim startete er seine Karriere am Volleyball Internat Frankfurt. Von dort ging es weiter zum Erstliga-Aufsteiger United Volleys, wo er mit gerade mal 16 Jahren sein Bundesliga-Debüt gab und sich zum Stammspieler entwickelte. Mit 19 wurde er erstmals in die Nationalmannschaft berufen.
Nach fünf Jahren in Frankfurt zog es ihn schließlich nach Italien, erst nach Cisterna, dann nach Modena. Für Krick war es jedoch eine „schwierige“ Zeit. „Im ersten Jahr habe ich zwar viel gespielt und mich weiter verbessert, aber wir haben als Team nicht gut gespielt“, berichtet der 25-Jährige. Anschließend war er ein Jahr wegen Knieproblemen komplett raus. Und auch in Modena lief es nicht rund, zuletzt saß er dort viel auf der Bank. „Es war eine leereiche Zeit und hat mich auf jeden Fall weitergebracht, auch wenn es nicht so viel Spaß gemacht hat“, erzählt Krick. Und genau den wollte er wieder finden und so kehrte er im vergangenen Jahr zurück nach Deutschland zu den BR Volleys, wo er gemeinsam mit seinen Nationalmannschaftskollegen Ruben Schott und Johannes Tille auf Punktejagd geht.
Das Trio versteht sich sehr gut. Mit Schott teilt sich Krick bei der Nationalmannschaft auch ein Zimmer. „Wir sind ein eingespieltes Duo, ich kann nicht klagen – außer, dass er manchmal ein bisschen schnarcht“, sagt der gebürtige Bingener lachend und gesteht auch, dass ihr Zimmer nicht gerade das Aufgeräumteste ist: „Das liegt eher an mir, bei mir ist es schlimm, aber Ruben passt sich mir an und schmeißt auch einfach alles hin.“ Die beiden spielen auch gerne eine Partie Schach zusammen. Und wer gewinnt? „Ich ziehe die meisten Leute ab, Ruben ist zwar nicht schlecht, aber er muss noch ein bisschen was lernen“, sagt Krick. Überhaupt verbringt der Mittelblocker gerne Zeit mit seinen Mitspielern, zum Quatschen, Karten- oder Switch-Spielen.
Das werden sie sicher auch in Paris machen. Dort wird Krick auch seine Zahnbürste immer zur Hand haben, denn „vor jedem Spiel putze ich mir in der Kabine die Zähne“, erklärt der 25-Jährige seinen einzigen Tick. In Paris freut er sich besonders auf das Olympische Dorf, die Atmosphäre und die anderen Sportler. Vor allem die deutschen und amerikanischen Basketballer würde er gerne mal treffen. Schon als Kind habe er immer Olympia geschaut und ist nun umso stolzer, es selbst dorthin geschafft zu haben. „Das war schon immer mein Traum, es ist ein unbeschreibliches Gefühl, es gepackt zu haben“, sagt der 2,13-Meter-Mann, der sich in Paris auch über die Unterstützung seiner Familie freuen kann: „Es ist quasi fast vor meiner Haustür, man fährt nur drei Stunden, daher kommen sie natürlich vorbei.“ Und das ein oder andere TikTok-Video wird es sicher auch aus Paris geben.
Foto: Flo Treiber