Unsere Olympioniken: Anton Brehme – den Kindheitstraum erfüllt

Foto: Flo Treiber Foto: Flo Treiber Für die deutsche Männer-Nationalmannschaft steht das absolute Saisonhighlight an: Die Olympischen Spiele. 13 Spieler kämpfen in Paris um Edelmetall für Deutschland. Wir stellen jeden einzelnen in unserer Serie „Unsere Olympioniken“ vor, zeigen ihren Weg nach Paris und blicken hinter die Volleyballer-Fassade. Weiter geht’s mit Anton Brehme.

Anton Brehme fiel schon früh als großes Volleyballtalent auf. Im Alter von sieben Jahren kam er gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Louis durch ihren Vater beim SV Reudnitz in Leipzig zum Volleyball. Anschließend ging es für ihn aufs Sportgymnasium und in der zehnten Klasse gemeinsam mit seinem Bruder nach Berlin aufs Internat. Der 2,06-Meter-Mann ging schon früh zielstrebig seinen Weg. Bereits in der Kindheit schwebte der Olympia-Traum in seinem Kopf.

Foto: volleyballworld
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„Meine Familie war sehr sportbegeistert und wir haben alle Spiele immer im Fernsehen geschaut“, erzählt Brehme und ergänzt: „Da hat man natürlich auch mal gedacht, es wäre schon cool, wenn man da irgendwann dabei ist.“ Der Traum habe sich dann von Jahr zu Jahr weiterentwickelt. Dass es dann aber jetzt tatsächlich klappt, „hätte ich nie gedacht“. Zumal er 2022 schon kurz davor war, aufgrund einer Verletzung seine Volleyballschuhe an den Nagel zu hängen.

Im Sommer 2021 plagten ihn Knieschmerzen, die immer schlimmer wurden. Er verpasste den Saisonbeginn mit den BR Volleys und musste Anfang 2022 unters Messer. Auch für die restliche Spielzeit fiel er aus, insgesamt ein Jahr stand er nicht auf dem Feld. Die Zeit war lang und hart, „ich habe überlegt, mit Volleyball aufzuhören“, erzählt Brehme. Nicht mal Spiele habe er sich anschauen können. Der Sport, der bislang sein Leben war, fehlte ihm. Mithilfe seiner Familie kämpfte er sich Schritt für Schritt zurück und kam gestärkt zurück. Mit Berlin gewann der Leistungsträger die Meisterschaft, den Pokal und den Supercup. Anschließend wechselte er nach nur vier Jahren in der Bundesliga – wovon er bekanntlich eins gar nicht spielte – zu Modena Volley nach Italien.

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„Es war erstmal eine Umstellung, weil ich in Lüneburg und Berlin viel Kontakt mit meiner Familie hatte und in Italien dann anfangs viel alleine war“, berichtet Brehme. Doch er gewöhnte sich schnell ein und lernte auch das italienische Essen zu schätzen. Spielerisch und persönlich habe er in diesem Jahr auf jeden Fall Schritte nach vorne gemacht. „Das ist ein ganz anderes Level als in Deutschland, du musst jedes Spiel Vollgas geben, weil jeder jeden schlagen kann – genau das wollte ich“, sagt der Mittelblocker. Und nun geht er den nächsten Schritt: In der kommenden Saison wird er beim polnischen Meister und Champions-League-zweiten Jastrzebski Wegiel angreifen.

Wenn Brehme nicht auf dem Feld steht, geht er gerne mit seinen Kumpels Kaffee trinken oder essen. „Ein Rest Day ist für mich auch immer ein bisschen ein Cheat Day, da esse ich auch mal etwas, das vielleicht nicht ganz so gesund ist“, gesteht der 24-Jährige, der bei mehr Freizeit gerne zu seiner Familie oder in den Urlaub ans Meer fährt. Auch shoppen ist sein Ding. „Ich kaufe zwar gar nicht viel, aber ich schlendere einfach gerne durch die Stadt und ab und zu ein Käffchen dazu“, sagt er.

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Die Olympia-Einkleidung war daher für ihn auch ein Highlight. Normalerweise verschenkt er viele seiner Sportklamotten aus Vereinen und Nationalmannschaft an Freunde, Familie und seinen alten Verein, aber die Olympia-Kleidung bekommt einen besonderen Platz. „Ich möchte später eine Art Erinnerungs-Zimmer machen mit einem Shirt aus jedem Sommer beziehungsweise von jedem Verein“, erzählt Brehme.

Wenn er mit der Nationalmannschaft unterwegs ist, spielt er auch gerne Brettspiele mit seinen Teamkameraden. Das Zimmer teilt er sich seit zwei Jahren mit Johannes Tille – und es passt einfach: „Seit dem ersten Mal wollten wir nie wieder wechseln, wir verstehen uns sehr gut machen super viel zusammen“, sagt der Leipziger. Sie schauen abends gerne mal einen Film, spielen Karten, gehen zur gleichen Zeit schlafen und „Hannes schnarcht nicht“. Nur in der Früh sei der Zuspieler „manchmal ein bisschen nervig, weil er so mega gute Laune hat und rumschreit“, sagt Brehme, bei dem vor dem ersten Kaffee noch nicht viel geht.

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Dafür ist er nach dem Frühstück umso besser gelaunt. Mit seiner guten Laune steckt er alle an. „Ich bin einfach immer sehr positiv und versuche, das Team mitzureißen“, sagt der 24-Jährige. Seine Marotten hat er mittlerweile abgelegt. Im vergangenen Jahr musste er alles zweimal machen – abklatschen, irgendwas berühren. Vor einem Spiel war es am schlimmsten. Jetzt hört er nur noch Musik – selbst, wenn es vom Hotel zur Halle nur zwei Minuten sind.

Und er ist gerne frühzeitig vor einem Spiel da, trink noch einen Kaffee und albert mit den Jungs ein bisschen rum. „Mir ist es wichtig, nicht alles zu streng zu machen, sondern ein bisschen Spaß zu haben, sodass man befreit ins Spiel gehen kann“, berichtet Brehme. Darauf wird es auch in Paris ankommen. „Ich bin schon etwas nervös und kann es nicht mehr abwarten, dass es losgeht, ich freue mich einfach, es nach so einem langen Weg geschafft zu haben und dabei zu sein.“

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