Sitzvolleyball: Deutsches Team gewinnt Tokyo-Ticket - DVV-Präsident gratuliert

Foto Ralf Kuckuck/DBS: Sitzvolleyball-Männer jubeln über die erfolgreiche Tokio-Qualifikation Foto Ralf Kuckuck/DBS: Sitzvolleyball-Männer jubeln über die erfolgreiche Tokio-Qualifikation Deutschlands Sitzvolleyballer wollen sich vom 1. bis 5. Juni beim Heimspiel in Duisburg das finale Ticket für die Paralympics sichern. Keine einfach Aufgabe: Sechs Teams kämpfen ab Dienstag um den letzten Startplatz. Übertragen wird das Turnier live auf Sportdeutschland.TV.

+++ Finale: Tokyo-Ticket gelöst +++

Die deutsche Sitzvolleyball-Nationalmannschaft sichert sich mit einem 3:1 (17-25, 25-13, 25-21, 25-23) im Finale gegen Kasachstan den Sieg des Qualifikationsturniers in Duisburg und damit das Ticket zu den paralympischen Spielen in Toyo 2021. Nachdem sie den ersten Satz noch abgeben mussten, dreht das Team von Michael Merten anschließend auf und dominiert die Sätze zwei und drei. Auch im vierten Satz erspielt sich Deutschland einen 18:10 Vorsprung, muss dann aber noch einmal zittern. Das kasachische Team kann zum 21:21 aufschließen, die deutsche Mannschaft lässt sich den Sieg aber nicht mehr nehmen. „Unser Traum ist in Erfüllung gegangen und wird Realität. Wir haben lange und hart dafür gearbeitet und uns jetzt belohnt. Wenn wir gleich das Ticket in den Händen halten, dann werden wir es schon ein Stück mehr realisieren – und feiern“, freute sich Kapitän Stefan Hähnlein vor der Siegerehrung.

DVV-Präsident René Hecht: "Im Namen des Deutschen Volleyball-Verbandes gratuliere ich der deutschen Sitzvolleyball-Nationalmannschaft ganz herzlich zur erfolgreichen Paralympics-Qualifikation 2021. Sie haben ein großartiges Turnier gespielt und sich das Ticket mit einer grandiosen Teamleistung mehr als verdient. Dies haben sie mit ihrem Comeback im Endspiel noch einmal untermauert. Wir wünschen ihnen viel Erfolg in Tokio, drücken die Daumen und werden bei jedem Spiel mitfiebern.“

Dominik Albrecht, der als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde, war nach dem packenden Match einfach nur erleichtert. „Mir ist ein ganz großer Stein vom Herzen gefallen, es braucht etwas Zeit, bis die Freude herauskommt. Das war ein hartes Stück Arbeit“, sagte er sichtlich erschöpft. Auch Coach Michael Merten verspürte ein Wechselbad an Emotionen. „Einerseits ist da tiefe Freude und Erleichterung, andererseits bin ich einfach platt. Es ist sensationell, dass wir es nach diesem langen Weg geschafft haben“, berichtete Merten, der den Schlüssel zum Erfolg im deutlichen Gewinn des zweiten Satzes sieht: „Da haben wir gemerkt, dass wir einen Tick besser sind, wenn wir unsere Qualität voll abrufen. Die Kasachen haben sich nie geschlagen gegeben und bis zum Schluss an sich geglaubt. Wir mussten wirklich alles investieren – das macht den Sieg noch wertvoller.

Nach Bronze bei der EM 2019 wollten die deutschen Sitzvolleyballer eigentlich schon Anfang 2020 um die Qualifikation für die Paralympics spielen und befanden sich bereits in den USA, wo das Turnier eigentlich stattfinden sollte. Dann kam die Corona-Pandemie, die Verschiebung der Spiele in Tokio und auch die Verschiebung des Qualifikationsturniers von Februar auf Juni, das nun in der Sportschule in Duisburg mit sechs teilnehmenden Teams ausgetragen wurde. 80 Tage vor Beginn der Paralympics hat das deutsche Team sich nun Klarheit erarbeitet und wird bei den Spielen dabei sein. Entsprechend richtet sich der Fokus nun voll auf Tokio. „Wir kennen bereits unsere Gruppe und treffen neben China und Brasilien mit dem Iran auf die beste Mannschaft der Welt. Wir wollen unter die ersten beiden Teams und dann um eine Top-Platzierung mitspielen“, sagte Merten mit Blick auf die Ziele für die Paralympics.

Die Paralympics finden vom 24. August bis zum 05. September 2021 in Tokyo statt.

Routinier Jürgen Schrapp machte schon eine Ansage: „Es ist der Wahnsinn. Ich bin ja erst spät zur Mannschaft zurückgekommen, nachdem ich beruflich im Ausland war, aber ich bin einfach super glücklich, mit der Mannschaft nach Tokio zu fahren – es ist ein irres Team. Jetzt wollen wir mehr in Tokio“, kündigte er an.

Nach einer dreiwöchigen Pause starten die deutschen Sitzvolleyballer in die heiße Phase der Vorbereitung. „Wir waren hier in Duisburg voll gefordert und haben uns viel Wettkampfhärte geholt. Das kann ein kleiner Vorteil sein für Tokio“, erklärte Merten. Auch Dominik Albrecht hat bereits Tokio im Hinterkopf: „Wir haben schon jetzt eine sehr gute Basis, das ist sehr wertvoll für alles, was nun kommt. Wir werden weiter intensiv arbeiten und wollen bei den Paralympics unter die besten fünf Teams – und am liebsten eine Medaille.“

Spielplan

Datum Uhrzeit Partie Result
Di, 01. Juni 11:00 Uhr Vorrunde GER vs. CAN 3:0 (25-7, 25-19, 25-16)
Mi, 02. Juni 15:00 Uhr Vorrunde GER vs. KAZ 0:3 (24-26, 19-25, 20-25)
Do, 03. Juni 18:00 Uhr Vorrunde GER vs. USA 3:0 (25-14/ 25-19/ 25-17)
Fr, 04. Juni 15:00 Uhr Halbfinale GER vs. UKR 3:0 (25-15, 25-18, 26-24)
Sa, 05. Juni 16:00 Uhr Finale GER vs. KAZ 3:1 (17:25, 25:13, 25:21, 25:23)

+++ Halbfinale +++

Das deutsche Team schlägt im Halbfinale sensationell die ukrainische Mannschaft. Mit einem glatten 3:0 (25-15, 25-18, 26-24) sichert sich Deutschland den Einzug ins Finale und damit das entscheidende Spiel (Samstag, 16 Uhr) um das Ticket zu den paralympischen Spielen in Tokio im August.

Angreifer Dominik Albrecht war über die Höhe des Sieges selbst ein wenig überrascht: „Auf ein 3:0 hat von uns keiner spekuliert, auf ein sehr anstrengendes und anspruchsvolles Match aber schon. 3:0 ist einfach riesig“, so der glückliche Albrecht.

Auch Merten war beinahe vollauf begeistert von der Vorstellung seiner Mannschaft: „Abgesehen von den Eigenfehlern im dritten Satz bin ich sehr zufrieden. Die Ukraine hat keinen Spielerwechsel gemacht, sie haben genau in der Aufstellung gespielt, die wir erwartet haben. Wir haben losgelegt wie die Feuerwehr, auch unsere taktische Linie ganz klar gehalten. Das sieht vielleicht der Zuschauer nicht, aber einmal habe ich wirklich gedacht, der Aufschlag hat jetzt wirklich auf den Bierdeckel gemacht, genauso wie es vorher ausgemacht war, das hat perfekt gepasst. Ich bin wirklich sehr stolz auf die Mannschaft und mein Team, wir haben über viele Monate umgesetzt, dass unsere Stärke die taktische Vorbereitung und dann die Umsetzung auf dem Platz ist.“

Das sieht Heiko Wiesenthal ähnlich: „Man muss sagen, unser Trainer ist mit unserem Analysten super vorbereitet, sie stellen uns perfekt auf den Gegner ein. Heute war die Taktik, den besten Angreifer immer hinten anzuspielen, damit er keine zweiten Bälle aus dem Hinterfeld schlagen kann und ich glaube, dass war der Schlüssel zum Erfolg“; erklärt der Zuspieler. „Außerdem haben wir auch stark geblockt und alle sehr gut gearbeitet.“

Im morgigen Finale wartet aller Wahrscheinlichkeit nach Kasachstan, deren Halbfinale gegen Kroatien um 18.00 Uhr angepfiffen wurde. Mit den Kasachen haben die Deutschen noch eine offene Rechnung: „Wir haben aus dem Spiel in der Gruppe gegen Kasachstan schon Lehren gezogen und gehen jetzt mit den zwei Siegen von gestern und heute auch mit breiter Brust in das Spiel rein“, so Merten. „Die taktische Marschroute ist noch nicht ganz ausgefeilt, aber schon sehr klar vorgezeichnet. Natürlich haben wir aber auch einen Plan gegen Kroatien“, ist der deutsche Coach auf alle Eventualitäten vorbereitet.

+++ Spiel 3 +++

Der Traum von Tokio lebt: Deutschland schlägt die USA und steht im Halbfinale. Mit einer überzeugenden Leistung hat die deutsche Sitzvolleyballnationalmannschaft ihr Spiel in der zweiten Gruppenphase gewonnen und steht nun am Freitag im Halbfinale gegen die Ukraine. Die deutschen Herren ließen in ihrem K.O.-Spiel nichts anbrennen und siegten mit 3:0 (25-14/ 25-19/ 25-17).

Das Team von Michael Merten trat heute fokussiert und entschlossen auf, wirkte aber deutlich lockerer als bei der gestrigen Niederlage gegen Kasachstan. So gingen sie schnell mit einigen Punkten in Führung und bauten diese im Satzverlauf aus. Der zweite Satz gestaltete sich etwas ausgeglichener, doch die deutsche Mannschaft blieb konzentriert und glich die kurzzeitige amerikanische Führung schnell wieder aus. Mit Selbstvertrauen, hoher Aufmerksamkeit im Block und in der Sicherung zogen Hähnlein und Co. wieder vorbei und verbuchten auch diesen Durchgang auf ihrer Seite der Anzeigetafel.

Die USA zeigten sich zwar weiterhin kämpferisch, doch Cheftrainer Merten bot ihnen in Satz 3 mit einigen Wechseln noch einmal Veränderung. Das erwies sich als erfolgreich: Bei 25-17 machte seine Mannschaft den Sack zu und zog somit in die K.O.-Phase ein. „Der Sieg wurde von uns jetzt natürlich erwartet und wir wollten die Amerikaner unbedingt schlagen“, so ein glücklicher Merten nach dem Spiel. „Wir wussten, dass wir das draufhaben und haben es umgesetzt.“ Die starke Performance der Amerikaner gegen Kasachstan am Morgen hatte aber auch den deutschen Coach kurz ins Schwitzen gebracht: „Es hat uns schlussendlich vielleicht ein bisschen in die Karten gespielt, dass sie heute Morgen ein anstrengendes Spiel hatten und vielleicht einige Körner gelassen haben. Ein bisschen nervös waren wir aber schon, denn wenn sie gewonnen hätten, hätten wir hier am Ende um Satz- oder sogar Punktverhältnisse spielen müssen. Dieser spacige Turniermodus birgt einige Fallstricke - ich hoffe, es wird nie mehr in irgendeiner Sportart so ein Modus gespielt. Uns hat er nicht geschadet, wir sind weiter, aber ich habe schon ein bisschen Magengrummeln bekommen, dass wir am Ende echt die Ballpunkte zählen müssen“, beschreibt er seine Stimmungslage.

+++ Spiel 2 +++

Im zweiten Spiel der ersten Turnierphase hat die deutsche Mannschaft gegen die Mitfavoriten aus Kasachstan in drei umkämpften Sätzen mit 0:3 (24-26/ 19-25/ 20-25) verloren.

Das Team von Cheftrainer Michael Merten hat die erste Gruppenphase auf Platz zwei abgeschlossen und spielt morgen gegen das drittplatzierte Team der Gruppe B um den Einzug ins Halbfinale. Die Kasachen legten im heutigen Spiel einen Blitzstart hin und zogen gleich mit 6:0 davon, wovon die deutschen Herren sich durchaus beeindruckt zeigten. Das deutsche Team konnte den Rückstand in der Folge zwar verkürzen, wurde von Kasachstan jedoch insbesondere mit starken Aufschlägen kontinuierlich unter Druck gesetzt. „Wir waren heute zu wechselhaft“, fasst Merten seine Sicht des Spiels zusammen. „Obwohl wir am Anfang sehr präsent waren, haben wir die ersten Punkte nicht gemacht, weil die Kasachen uns da spielerisch überlegen waren. Dann hatten wir trotzdem Satzball, den wir dann leider vergeben haben und verlieren den Satz. In Satz 2 und 3 haben wir es auch nicht geschafft, unsere Leistung so konstant abzurufen, dass wir die Kasachen gefährden konnten. Sie haben das sehr gut gemacht und ihr Ding voll durchgezogen.“

Auch für Co-Kapitän Lukas Schiwy war der erste Satz der Knackpunkt: „Ich denke, dass der erste Satz, den wir knapp verloren haben, entscheidend für das restliche Spiel war. Das Gute ist, dass noch nichts verloren ist, nur das eine Spiel. Jetzt werden wir unseren morgigen Gegner noch gut analysieren, Energie tanken und dann alles reinsetzen, weil es jetzt um die Wurst geht!“

Mit dem Abschluss der ersten Turnierphase wechseln die beiden Gruppendritten einmal die Positionen und spielen dann noch einmal gegen die beiden Erstplatzierten der ersten Gruppenphase. Die Niederlage gegen Kasachstan nehmen die Deutschen mit in die zweite Gruppenphase und müssen das morgige Spiel somit gewinnen, um als Gruppenzweiter ins Halbfinale einziehen zu können. 

+++ Spiel 1 +++

Einen perfekten Start feierte die deutsche Herren Sitzvolleyball-Nationalmannschaft beim paralympischen Qualifikationsturnier in Duisburg: Das Team besiegte die Mannschaft aus Kanada mit 3:0. „Wir wollten direkt volle Pulle starten und das haben wir geschafft – auch emotional waren wir von Anfang an da“, freut sich Cheftrainer Michael Merten.

Im zweiten Satz fand Kanada dann etwas besser ins Spiel und konnte den Satzanfang zunächst ausgeglichen gestalten. Doch beim Stand von 9:9 begannen die Deutschen sich Stück für Stück zu einer 23:15 Führung abzusetzen. Obwohl die Kanadier sich wehrten und unter anderem noch ein Ass im deutschen Feld unterbringen konnten, sicherte sich Deutschland auch den zweiten Durchgang mit 24:19. Ähnlich verlief Satz 3 und bei 24:16 brachte Lukas Schiwy den Ball zum Matchgewinn auf der gegnerischen Feldhälfte unter.

„Wir denken, dass die Aufgabe mit Kasachstan morgen schwerer ist, das ist eine ganz andere Mannschaft“, so Merten. „Sie haben sehr viele Linkshänder, wahrscheinlich auch in der Startaufstellung. Und sie haben sehr viel trainiert, hatten Trainingslager in Russland und Ägypten mit Länderspielen. Wir konnten uns aufgrund der Corona-Pandemie ausschließlich in Deutschland vorbereitet, was auch absolut verständlich ist - es ist, wie es ist. Allerdings sind uns die Kasachen im Gegensatz zu den Kanadiern wesentlich bekannter.“ Mit einem Sieg gegen Kasachstan würde die deutsche Mannschaft als Gruppenerster in die zweite Gruppenphase gehen und so ein Spiel sparen, da der Sieg gegen den Gruppenzweiten mitgenommen würde.

Paralympics-Ticket im Visier

So kompliziert wie der Weg nach Tokio war die Qualifikation für die Paralympischen Spiele wohl noch nie. Schon im März vergangenen Jahres saßen die deutschen Herren im Flugzeug nach Oklahoma, um sich dort das finale Ticket für Tokio zu sichern. Doch die COVID19-Pandemie nahm gerade Fahrt auf, die USA schlossen die Grenzen und die Mannschaft von Cheftrainer Michael Merten musste bereits am Flughafen unverrichteter Dinge wieder umdrehen. Daraufhin wurde das Turnier zunächst auf Februar 2021 terminiert und nach Deutschland gelegt, um dort wegen der anhaltenden Pandemie abermals in den Juni 2021 verschoben zu werden.

Um sich beim Heimspiel für Tokio qualifizieren zu können wird das Team von Cheftrainer Merten seine Bestleistung abrufen müssen, denn die Konkurrenz hat es in sich: Neben den europäischen Dauerrivalen aus der Ukraine wollen auch die Kasachen, die Amerikaner, die Kanadier und die Kroaten unbedingt in Tokio aufschlagen.

Die deutsche Mannschaft, die zurzeit Rang 8 in der Weltrangliste einnimmt, ist als Heimmannschaft an Position 1 der Gruppe A gesetzt. Hier trifft sie in der ersten Vorrundengruppe zunächst auf den Weltranglisten-Zehnten Kasachstan sowie die kanadische Nationalmannschaft. In Gruppe B trifft die Ukraine auf die USA und Kroatien.

Bisher waren die deutschen Herren mit Ausnahme der paralympischen Sitzvolleyball-Premiere 1980 in Arnheim und 2008 in Peking bei allen Paralympics vertreten. Mit acht Plätzen, von denen einer bereits an die Gastgeber aus Japan geht, ist das Feld in Tokio allerdings sehr exklusiv. Stefan Hähnlein war bereits bei den Paralympischen Spielen in London und Rio de Janeiro dabei und hofft, dass sich seine Mannschaft auch dieses Mal qualifiziert:

„Wir wollen uns das letzte Ticket unbedingt holen, auch wenn aufgrund der besonderen Umstände der Pandemie nochmal eine spezielle Anspannung herrscht“, betont der deutsche Kapitän. „Wir sind top motiviert und erwarten ein tolles Heimturnier in Duisburg, auch wenn es leider ohne Fans auf den Rängen stattfinden muss.“

Aufgrund der Pandemie sind keine Zuschauer zugelassen, es besteht jedoch die Möglichkeit, alle Spiele live auf Sportdeutschland.tv zu verfolgen. Die Halbfinals sowie Finalespiele finden am 4./5. Juni statt.

Quelle: teamdeutschland-paralympics.de

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