Erfolgreiche Quereinsteigersichtung der männlichen Jugend

Die Sieger des Die Sieger des "Jump and Reach Tests" mit Junioren-Bundestrainer Dominic von Känel Am 27./28. November veranstaltete der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) in Frankfurt am Main eine Quereinsteiger-Sichtung im männlichen Bereich. Damit sollten Athleten, die bisher keinem Bundeskader angehören, auch aus anderen Sportarten, die Möglichkeit gegeben werden, ihr Talent im Volleyball unter Beweis zu stellen. Im „Jump and Reach“ Test gab es außerdem viermal 1.000 EUR zu gewinnen.

Der Basketballer in Lucas Eichborn tritt beim Jump-and-Reach-Test deutlich zutage. Beim Versuch, das am höchsten gelegene Ende der aus dünnen bunten Kunststoffstreifen bestehenden Fahne zu erreichen, die an einer Stange in der Halle 2 des Landessportbundes Hessen hängt, und dabei einen möglichst großen Teil der Elemente nach hinten zu schieben, springt der 16-Jährige aus dem Anlauf heraus wie beim Korbleger nur mit einem Bein ab. Sein Ergebnis bringt die Augen von Dominic von Känel zum Leuchten: mehr als 3,50 Meter bei einer Körperlänge von 1,95 Metern. „Allein dafür“, sagt der Nachwuchs-Bundestrainer des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), „hat sich der Aufwand gelohnt.“

Dem sprunggewaltigen Rheinland-Pfälzer wird der Sportliche Leiter des Frankfurter Volleyball-Internats ein verlockendes Angebot unterbreiten. Statt wie vor Kurzem noch für den ASC Mainz auf Korbjagd zu gehen, soll Eichborn in Zukunft mit den DVV-Talenten an Känels Stützpunkt mittrainieren. Der Schüler hätte große Lust darauf. In seinem bisherigen Sport sah er für sich keine geeignete Perspektive. Schon zuletzt hatte er sich, auf Anregung einer befreundeten Familie, die während eines Zeltlagers mit ihm Beachvolleyball spielte, am Netz versucht. Noch mangelt es ihm an den notwendigen Techniken wie dem beidbeinigen Absprung. Doch der Nationalcoach ist zuversichtlich: Wenn Lucas lernwillig sei, werde man ihm diese schnell beibringen. Zum ersten Mal hatte der DVV am Wochenende einen Lehrgang für ambitionierte Quereinsteiger ausgeschrieben. Also für jene, die bisher schwammen oder Tore warfen, aber nicht die perfekten Voraussetzungen mitbringen, um dabei ganz oben zu landen.

Sportdirektor Christian Dünnes sucht den Vergleich mit dem Bobsport, bei dem sich bis in die Weltspitze hinein zahlreiche ehemalige Läufer als Anschieber finden. Auch unterm eigenen Dach gibt es herausragende Beispiele dafür, wie weit es nach einem Wechsel noch gehen kann. Eines der populärsten dürfte Weltklasse-Diagonalangreiferin Louisa Lippmann sein, die von der Leichtathletik kam.

Als zusätzlichen Ansporn bot der DVV in jedem der vier ausgeschriebenen Jahrgänge, 2003 bis 2006, eine Prämie von 1000 Euro für denjenigen, der vor Ort den Sprungkraft-Wettbewerb gewann. „Man sollte nicht unterschätzen, wie viel Geld man ausgibt, um einen Nationalspieler zu produzieren“, erläuterte Dünnes die Investition. Wenn nur einer von den jetzt Gesichteten den Sprung in den Kader schaffe, habe sich das schon ausgezahlt.

Sieger des Jump and Reach Tests:

  • Jahrgang 2006: Tobias Stemmler: 352cm
  • Jahrgang 2005: Lucas Eichborn: 344cm
  • Jahrgang 2004: Jonas Mokelke und Josia Müller: 337cm
  • Jahrgang 2003: Philipp Friedrich: 342cm

Eingeladen zu der zweitägigen Aktion mit Ballübungen und Testspiel, bei der der Verband Übernachtung und Verpflegung übernahm, waren nicht alle mehr als 80 Bewerber, sondern nur jene etwa 45 aus ganz Deutschland, die dem Anforderungsprofil für Angreifer und Mittelblocker in Sachen Körpermaße und Sprunghöhe entsprachen. Es fehlten auch starke Zuspieler oder Liberos, betont Dünnes, aber die müssten in der Regel früher anfangen. Dennoch werde man als eine erste Konsequenz aus dem Auftakt für die männliche Jugend, dem im Januar ein Aufruf an die weibliche folgen soll, den Zugang offener gestalten.

Neun Teilnehmer dürfen zur Probe an einem der vier Stützpunkte des DVV in Frankfurt, Friedrichshafen, Berlin und München mitüben. Unabhängig von der positiven Bilanz war ein Plan nicht ganz aufgegangen: Trotz Werbung in den sozialen Medien fühlten sich überwiegend Jugendliche angesprochen, die schon Vereinserfahrung mit Volleyball mitbrachten. Dass man Spieler sah, die bislang „unterm Radar“ gelaufen waren, sei willkommen, sagt Känel. Aber man hätte sich mehr Resonanz aus anderen Sportarten gewünscht. Bundeskadermitglieder aus anderen Sportarten seien nicht zugelassen gewesen. Aber wer zu schwer für Hochsprung werde oder nicht die nötige Ausdauer für längere Läufe besitze, könne trotzdem ein Top-Volleyballer werden.

Text: Katja Sturm/FAZ

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