"Es ist noch wie ein Traum"

Foto CEV: Europameister-Trainer Matus Kalny (sitzend) wird nach dem EM-Matchball von seinem Co-Trainer Olaf Minter umarmt Foto CEV: Europameister-Trainer Matus Kalny (sitzend) wird nach dem EM-Matchball von seinem Co-Trainer Olaf Minter umarmt Vor genau einer Woche hat die U18-Nationalmannschaft einen historischen Erfolg gefeiert und als erstes deutsches Nachwuchs-Team Gold bei einer Europameisterschaft gewonnen. Im Interview wirft Bundestrainer Matus Kalny einen Blick zurück und spricht über seinen emotionalsten Moment.

Matus, ihr seid das erste deutsche Team, das im männlichen Nachwuchs-Bereich Europameister geworden ist. Mit welchen Worten würdest du diesen Erfolg beschreiben?

„Einfach unfassbar, es ist noch wie ein Traum, der plötzlich wahr geworden ist. Wir sind nicht als Favorit zur EM gefahren, weil es das erste EM-Turnier für uns war. Vor knapp sechs Monaten haben wir noch drei Freundschaftsspiele gegen Tschechien verloren und haben uns als Ziel gesetzt, mindestens das WM-Ticket zu holen. Für so einen Erfolg muss während eines Turniers viel zusammen passen, jetzt sind wir Europameister. Unfassbar!“

Welche Puzzle-Teile haben sich aus deiner Sicht denn während der EM zusammen gefügt?

„Das klingt vielleicht wie eine Floskel, aber wir haben eine optimale Chemie in der Mannschaft gefunden und als Team einen sehr großen Zusammenhalt gelebt. Die Jungs haben unglaublich gekämpft und niemals aufgegeben. Man konnte auch nach jedem Spiel beobachten, dass wir uns als Mannschaft immer weiter gesteigert haben. Ab dem Halbfinale haben wir dann unglaubliche Leistungen abgeliefert. Ich habe mich auch sehr über die Unterstützung der Eltern vor Ort gefreut, was den Jungs noch einmal einen zusätzlichen Schub verpasst hat. Da kann man sich nur bedanken.“

Foto CEV: Ein Moment zum Genießen Foto CEV: Ein Moment zum Genießen

Was bedeutet dieser Erfolg für den Jahrgang?

„Ich denke, dass alle sehr viel Selbstvertrauen und Erfahrung getankt haben. Die Jungs haben auch gesehen, dass man alles erreichen kann, wenn man einfach nicht aufgibt und an sich und seine Stärken glaubt.“

Gab es einen speziellen Moment während der EM, der euch noch einmal zusätzlich nach vorn gepusht hat?

„Ein wichtiger Moment war das Spiel gegen Griechenland (3:2, Anm. d. Red.), wo wir emotional sehr aufgeladen nach dem 3:2-Sieg gegen die Türkei ins Spiel gegangen sind und 1:2 zurück lagen. Dann hat die Mannschaft aber gezeigt, dass sie etwas Besonderes an sich hat und nach einer starken mentalen Leistung zurückgekommen ist. Da habe ich auch gemerkt, dass mit dieser Mannschaft sehr viel möglich ist.“

Hattet ihr während der EM ein bestimmtes Ritual?

„Während des Turniers gab es kein klassisches Ritual. Vor der EM haben die Jungs sich die Haare abrasiert. Ich hatte ihnen in Kienbaum, einen Tag vor der Abreise, erzählt, dass wir uns 1999 als Mannschaft vor einer EM alle die Haare gefärbt haben. Die Jungs haben sich dann tatsächlich am Abend vor der Abfahrt spontan die Haare abrasiert, um ihren Zusammenhalt zu demonstrieren.“

Foto CEV: Die Mannschaft mit dem Pokal Foto CEV: Die Mannschaft mit dem Pokal

Deine Frau hat auf Facebook ein Bild veröffentlicht, auf dem du nach der Siegerehrung zwischen dem ganzen Konfetti gesessen hast und einfach glücklich aussahst. Was ging dir in dem Moment durch den Kopf?

„Das war ein sehr emotionaler Moment. Mir ging noch einmal meine ganze Karriere durch den Kopf. Ich habe als Spieler keine Titel gewonnen und musste meine Karriere schon mit 22 Jahren aufgrund von Verletzungen beenden. Ich habe für so einen Moment unglaublich hart gearbeitet. Ich war auch glücklich, dass ich den Moment mit meiner Frau und meinen Kindern teilen durfte, weil wir uns nicht so oft sehen, sie mich aber immer unterstützt haben. So ganz habe ich es immer noch nicht realisiert (lacht).“

Wie konntet ihr den EM-Titel feiern?

„Wir wurden spontan von der tschechischen Nationalmannschaft zu ihrem Abschlussabend eingeladen. Dadurch, dass wir im Vorfeld viele Freundschaftsspiele gegen sie bestritten haben, hatten beide Mannschaften einen sehr guten Draht zueinander. Ich musste leider früh weg, da mein Wecker am nächsten Tag schon um sechs geklingelt hat. Ich denke aber, dass die Jungs viel Spaß hatten (lacht).

Bereits vor dem Halbfinale kündigte Lukas Kampa in einem Video an, dass er – wenn ihr das Halbfinale gegen Russland gewinnt – einen Teil der Abschlussfeier übernehmen würde. Habt ihr im die Rechnung schon geschickt?

„Bisher nicht, weil ich die Rechnung natürlich selber sehr gerne bezahlt habe. Wenn Lukas uns natürlich zwingt und sein Versprechen unbedingt einlösen will, dann kann er sich gerne bei mir melden (lacht). Ich möchte aber auch noch einmal sagen, dass es großartig war, als sich Lukas noch einmal bei uns gemeldet hat. Es setzt einfach Kräfte frei, wenn sich der Kapitän der Nationalmannschaft und Vize-Europameister mit einer Video-Botschaft an die Jungs wendet.“

12-er Kader:

Spieler Betreuer
Jan Breburda (VI Frankfurt/TuS Kriftel) Matus Kalny (Bundestrainer)
Moritz Eckardt (VCO Berlin) Olaf Minter (Co-Trainer)
Tobias Hosch (VYS Friedrichshafen/VfB Friedrichshafen) Bodo Wisst (Physiotherapeut)
Julian Hoyer (VCO Berlin/Bremen 1860) Dr. Christiane Riedel (Teamärztin)
Filip John (VCO Berlin/FC Schüttdorf 09) Julia Liebscher (Scout)
Maximilian Kersting (WWK VCO Kempfenhausen)
Jan Kolakowski (SV Schwaig)
Jason Lieb (VI Frankfurt/TV Mömlingen)
Erik Röhrs (VCO Berlin/Berliner TSC)
Simon Pfretzschner (ASV Dachau)
Ben Stoverink (VI Frankfurt/TuB Bocholt)
Simon Torwie (VI Frankfurt/TuS Kriftel)
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