"Wir arbeiten und trainieren, um jedes Spiel zu gewinnen“

Foto CEV: Bundestrainer Jens Tietböhl inmitten seiner Spielerinnen in einer Auszeit. Foto CEV: Bundestrainer Jens Tietböhl inmitten seiner Spielerinnen in einer Auszeit. Am 1. April beginnen die U18-Europameisterschaften in Arnheim/NED. Mit dabei sind die deutschen Mädchen, die sich souverän in der Qualifikation durchsetzten. Bundestrainer Jens Tietböhl äußert sich vor der EM über den Zustand der Mannschaft und die Erwartungen.

"Wir gehen selbstbewusst aus den Vorbereitungsspielen heraus und werden auf den Leistungen sicher aufbauen können.“

Jens Tietböhl (Bundestrainer U18)


Herr Tietböhl, seit knapp zehn Tagen bereiten Sie ihr Team auf die Europameisterschaft in den Niederlanden vor. Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf?                                                                                                             
Tietböhl: „Die Vorbereitung lief wirklich gut, die Mädchen waren fleißig, ehrgeizig und sehr motiviert, sich auf die erste Europameisterschaft in ihrer noch jungen Laufbahn vorzubereiten. Die Bedingungen in Kienbaum, aber auch seit Freitag in Nordhorn, waren exzellent. Natürlich treten immer mal Schwierigkeiten und ungeplante Situationen auf, jedoch haben wir diese bestmöglich gemeistert und freuen uns nun auf den Start der EM.“

Mit Kapitänin Pia Timmer und Außenangreiferin Emma Cyris fehlten Ihnen zuletzt zwei wichtige Säulen des Teams, die bei der EM-Qualifikation zu den Stammspielerinnen gehörten. Fahren beide mit zur EM und wie schwierig wäre ein Ausfall zu kompensieren?
Tietböhl: „Pia Timmer wird die EM nicht spielen. Sie hat sich unglaublich bemüht, nach ihrer Verletzung am Ischiasnerv und damit verbundener vierwöchiger Trainingspause, wieder zu alter, gewohnter Leistungsstärke zu kommen. Die zwei Sätze im zweiten Vorbereitungsländerspiel gegen Polen waren ein positiver Ansatz, jedoch hat es sie viel Energie und Kraft gekostet. Nach Rücksprache mit unserer medizinischen Abteilung und natürlich auch mit Pia haben wir alle gemeinsam entschieden, dass sie das Turnier in Arnheim nicht spielt. Die zu erwartende hohe körperliche Belastung mit mindestens fünf Matches in sechs Tagen kommt eindeutig zu früh. Auch Emma Cyris war lange verletzt (Mittelfußfraktur), jedoch konnte sie täglich, in Berlin und Nordhorn, spezielles Kraft- und Athletik- sowie Balltraining absolvieren. Der körperliche Substanzverlust war somit sehr gering. Wir waren in ständigem Kontakt mit Arzt/Physiotherapie und haben gestern morgen nach einem letzten Belastungstest entschieden, Emma mit zur EM zu nehmen. Das ist für alle sehr erfreulich.“

Zum Abschluss der Vorbereitung gab es drei Aufeinandertreffen gegen Polen. Wie wichtig waren diese Tests für Sie und welche Erkenntnisse konnten Sie daraus gewinnen?
Tietböhl: „In den drei Spielen gegen die Polen (3-1; 3-2; 1-3) konnten wir viel ausprobieren und die optimale Formation einspielen. Gerade in den siegreichen Spielen konnten wir auch spielerisch überzeugen. Das Spiel in Emlichheim vor mehr als 500 Zuschauern war sicher der Höhepunkt der Testspielreihe und eine gute Vorbereitung auf die Stimmung in den Niederlanden. Wir gehen deshalb selbstbewusst aus den Vorbereitungsspielen heraus und werden auf den Leistungen sicher aufbauen können.“

„Die Gruppe ist wirklich fett!"

Jens Tietböhl (Bundestrainer U18)


In welchen Bereichen liegt der Fokus im Training so kurz vor dem Start und an welchen Stellschrauben wollen Sie noch drehen, um am Samstag einen optimalen Auftakt zu feiern?
Tietböhl: „In Nordhorn haben wir zweimal am Tag trainiert, gestern waren wir das letzte Mal im Kraftraum. Bis Samstag erarbeiten wir noch die Spieltaktik gegen die Türken. Auch die Vorbereitung auf unsere anderen Vorrundengegner läuft auf Hochtouren. Heute geht es dann in die Niederlande, um dort einige Tage Zeit zu haben, die Gegebenheiten kennenzulernen und sich zu akklimatisieren.“

Die EM in den Niederlanden ist das erste große Turnier für den Jahrgang. Wie arbeiten Sie mit den Mädchen, um sie auf diesen Event auch mental vorzubereiten?
Tietböhl: „In unserem Team herrscht eine positive Anspannung. Die Freude auf das erste Championat überwiegt eindeutig. Man darf in dem Alter auch ein bisschen aufgeregt sein… Wir stärken den Teamspirit bei gemeinsamen Unternehmungen außerhalb der Halle, versuchen die Abende durch Spiele und Gespräche zu füllen und geben den Spielerinnen mit, an ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken zu glauben. Das Team ist unglaublich lebendig und laut, voller Energie und wir möchten das positiv verstärken.“ 

Die Auslosung ergab eine echte Hammer-Gruppe. Die Mädels treffen auf Russland, Italien, Türkei, Bulgarien und Gastgeber Niederlande. Allesamt Nationen mit traditionell starkem Nachwuchs. Wie schätzen Sie die Gegner ein und welche Chancen sehen Sie auf einen Einzug ins Halbfinale?
Tietböhl: „Die Gruppe ist wirklich fett! Wir haben inzwischen einiges an Material über unsere fünf Vorrundengegner. Es wird spannend. Wer jedoch zu einer EM fährt, muss inzwischen wissen, dass auf unserem Kontinent nicht nur in Italien oder Polen professionell Nachwuchs-Volleyball im Leistungssport betrieben wird. Es gibt bei diesem Turnier und in unserer Gruppe keine leichten Gegner mehr. Wir denken daher nur von Match zu Match und wollen unsere Chancen nutzen. Wo wir dann am Ende stehen, werden wir sehen.“

Foto CEV: Jubel und Siegerselfie wie bei der EM-Qualifikation sind auch bei der EM-Endrunde erwünscht.
Foto CEV: Jubel und Siegerselfie wie bei der EM-Qualifikation sind auch bei der EM-Endrunde erwünscht.

Gibt es ein Ziel, das Sie sich mit den Mädels im Vorfeld gesetzt haben oder soll der Druck erst einmal bewusst genommen werden?
Tietböhl: „Natürlich haben wir ein Ziel! Wir arbeiten und trainieren, um jedes Spiel zu gewinnen. Das ist unsere Maxime! Die Spielerinnen selbst möchten ihr bestmöglichstes Volleyball in den Niederlanden abrufen, und wir bereiten sie auf die Belastungen in den nächsten Tagen in unseren Trainingseinheiten vor. Natürlich denkt man von Spiel zu Spiel, aber wir würden unseren Ansprüchen nicht gerecht werden, wenn wir uns mit einer bloßen Teilnahme an der EM zufrieden geben würden. Eine gute Vorrunde wäre hier schon mal ein positiver Beginn.“

Wie wichtig wäre ein Einzug unter die Top-6, gleichbedeutend mit der Qualifikation für die Weltmeisterschaft?
Tietböhl: „Eine WM-Teilnahme wäre ein großer Traum für unsere Spielerinnen. Es ist ein weiterer hochwertiger Wettkampf in ihrer noch jungen Laufbahn. Wann kann man schon mal gegen China, USA oder Brasilien spielen? Besonders, wenn die WM dann auch noch in Südamerika, in Argentinien, ist. Die Spielerinnen werden sicher alles daran setzen und arbeiten hart daran, diesen Traum wahr zu machen.“

Zum Abschluss eine Frage, die uns in die Vergangenheit führt. In diesem Jahr ist es genau zehn Jahre her, als Sie mit Ihrer damaligen U18 überraschend Europameister geworden sind und Teams wie Russland, Polen und Serbien besiegt haben. Erinnern Sie sich noch oft daran zurück und wie stehen die Chancen auf eine Wiederholung?
Tietböhl: „Ich erinnere mich sehr gern an diese Europameisterschaft 2007 in Brünn/CZE. Es war eine tolle Generation, die auch zwei Jahre später U20-Weltmeister wurde. Oft erzähle ich unseren heutigen Spielerinnen von diesen Erlebnissen oder von Spielerinnen aus anderen Jahrgängen. Ich hätte überhaupt kein Problem mit einer Wiederholung.“

Das deutsche Team bei der EM-Endrunde

Zuspiel: Corina Glaab (Rote Raben Vilsbiburg), Roxana Vogel (SC Potsdam)
Annahme/Aussen/ Diagonale: Linda Bock (Skurios Volleys Borken), Emma Cyris (VC Olympia Berlin/VC Bitterfeld-Wolfen), Lina Alsmeier (USC Münster/FC Leschede), Franziska Nitsche (VC Olympia Dresden), Luisa Keller (USC Münster/USC Braunschweig), Romy Jatzko (VC Olympia Berlin/RPB Berlin)
Mittelblock: Josepha Bock (VC Olympia Berlin/VC Bitterfeld-Wolfen), Camilla Weitzel (VC Olympia Dresden), Juliane Noack (VC Olympia Berlin/ BBSC Berlin)
Libero: Patrizia Nestler (VC Olympia Dresden)

Bundestrainer Jens Tietböhl
Co-Trainer : Martin Frydnes
Teammanager: Christian Lotsch
Scout/Co-Trainer: Bart-Jan van der Mark
Physiotherapeutin: Julia Tauscher
Journalistin: Verena Steinbacher

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