Beach-WM: „Wir wollen als Sportart stärker in den Fokus rücken“ – Niclas Hildebrand im Interview

Foto Conny Kurth: Niclas Hildebrand freut sich auf die WM in Hamburg. Foto Conny Kurth: Niclas Hildebrand freut sich auf die WM in Hamburg. Vom 28. Juni bis 7. Juli finden die FIVB Beach Volleyball Weltmeisterschaften Hamburg 2019 presented by comdirect & ALDI Nord statt. Vor dem Start spricht Niclas Hildebrand, Sportdirektor Beach- und Snow-Volleyball im Deutschen Volleyball-Verband (DVV), über die Bedeutung der WM für die Sportart sowie die Chancen der deutschen Teams.

Herr Hildebrand, am Freitag startet die Beach-WM in Hamburg. Wie groß ist die Vorfreude auf Ihre erste Weltmeisterschaft?

Niclas Hildebrand: „Die Vorfreude ist extrem groß. Ich bin ein Hamburger Jung, bin dort geboren und aufgewachsen und lebe mittlerweile vor den Toren der Stadt. Als Sportdirektor eine Weltmeisterschaft in Deutschland zu begleiten, ist schon der Wahnsinn und einfach der Hammer. Ich freue mich riesig, wenn der erste Aufschlag erfolgt ist.“

SPORT1 zeigt die WM-live im Free-TV, DAZN im Stream, ARD und ZDF übertragen die Finalspiele am 6./7. Juli, unterstützen aber auch schon im Vorfeld mit Streaming-Übertragungen. Zusätzlich werden über 400 Journalisten aus aller Welt vor Ort sein. Welche Bedeutung hat das Event damit für die Sportart in Deutschland?

„Als Verband werden wir hauptsächlich an den Ergebnissen bei den Olympischen Spielen gemessen. Aber eine Weltmeisterschaft in Deutschland hat natürlich eine riesige Bedeutung. Das konnte man zuletzt auch bei der WM der Handballer sehen. Mit der gesteigerten Aufmerksamkeit kommen wir in die Köpfe der Menschen, was wir wiederum in unserer zukünftigen Arbeit merken werden. Dementsprechend hat es eine sehr große Bedeutung für die Entwicklung unserer Sportart.“

Welchen Effekt erhoffen Sie sich insgesamt für den Beach-Volleyball?

„Wir wollen als Sportart in der Zukunft insgesamt stärker in den Fokus rücken und nicht nur bei großen Highlights wie Weltmeisterschaften und Olympia in der Öffentlichkeit präsent sind. Dies wiederum führt dann natürlich auch zu einer erhöhten Attraktivität bei jungen Athleten, die sich in der Zukunft dann vielleicht auch bewusst für den Beach-Volleyball entscheiden. Wir wollen auf allen Ebenen vorankommen, um unsere Sportart weiterentwickeln zu können.“

Getrübt würde die Vorfreude etwas durch die deutschen Ergebnisse der letzten Wochen. Hatten Sie erwartet, dass die Teams solche Schwierigkeiten bekommen?

„Wir haben zuletzt bei Brasilien gesehen, dass nach so vielen Teamwechseln nicht alles reibungslos läuft, daher haben wir natürlich mit Schwierigkeiten gerechnet. Allerdings muss man auch sagen, dass die Tiefe der Probleme, die es in den letzten zwei Wochen gab, nicht unbedingt in der Form zu erwarten war. Natürlich hatten wir uns bessere Ergebnisse erhofft und insgesamt war es überraschend, dass wir dies wirklich bei fast allen Teams beobachten konnten. Ich bin trotzdem optimistisch, dass wir bei der WM jetzt gute bis sehr gute Ergebnisse erzielen.“

Ist die Dichte der Spitzenteams, besonders in Europa, generell größer geworden?

„Ich würde da zwischen den Frauen und den Männern unterscheiden. Bei den Männern ist das definitiv der Fall. Mittlerweile werden alle großen Titel über die europäischen Teams vergeben. Daran glaube ich übrigens auch in Hamburg. Das spiegelt sich in der Weltrangliste wider, in der aktuell neun Teams der Top-10 aus Europa kommen. Bei den Frauen sehe ich es etwas anders. Hier sind die Amerikanerinnen, Brasilianerinnen und Kanadierinnen ganz vorne mit dabei und werden auch bei der WM eine wichtige Rolle spielen. Die Konkurrenz ist insgesamt aber auch gewachsen.“

Was erwarten Sie vom Team Deutschland?

„Ich erwarte, dass sich alle Teams voll reinhauen, alles geben und am Ende das Maximum aus sich herausholen. Man kann im Leistungssport nichts erzwingen, man kann nur alles geben. Das ist die einzige Erwartungshaltung, die ich habe. Dann wird auch das richtige Ergebnis dabei herauskommen.“

Welche Teams sehen Sie insgesamt bei den Frauen und Männern ganz vorn dabei?

"Kanada, Brasilien, Tschechien, evtl. ein amerikanisches Team bei den Frauen. Bei den Männern natürlich Norwegen, Brasilien, Polen und Russland. Immer natürlich auch mit dem Blick auf unsere Teams, die in den letzten Jahren bei den Weltmeisterschaften immer vorne mit dabei waren. Ich erinnere nur an den überraschenden Erfolg von Karla Borger/Britta Büthe 2013 in Polen, die niemand ganz vorne auf dem Zettel hatte. Am Ende hatten sie aber sogar einen WM-Matchball und wurden sensationell Vize-Weltmeister.“

Was muss passieren, damit wieder ein deutsches Team Weltmeister wird oder mindestens eine Medaille gewinnt?

„Wir müssen unseren Weg konsequent weitergehen. Nach so vielen Teamänderungen zu Beginn des Jahres ist es natürlich nicht einfach, wenn man ein paar Monate später dann eine Weltmeisterschaft spielt. Es wird wichtig sein, dass wir geduldig bleiben, um Schwächephasen zu durchleben sowie unsere Chancen, die sich ergeben, dann auch eiskalt zu nutzen. Dann kann es - auch in Verbindung mit der Unterstützung des eigenen Publikums und dem Heim-Vorteil im Rücken - weit nach vorn gehen.“

Die FIVB Beach Volleyball Weltmeisterschaften Hamburg 2019 presented by comdirect und ALDI Nord werden vom 28. Juni bis zum 7. Juli im Rothenbaum Stadion ausgetragen. Insgesamt spielen 96 Teams aus 38 Nationen um die WM-Titel bei den Frauen und Männern. Der Eintritt ist an allen Tagen frei. Es können unter hamburg2019.com aber auch Sitzplätze kostenpflichtig reserviert werden.

www.hamburg2019.com | #HAMBURG2019 | fivb.com

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