„Wenn die Datenanalyse zur Leistungssteigerung führt, dann ist das eine gute Sache“

Foto FIVB: Ralph Bergmann, ehemaliger Nationalspieler, ist Co-Kommentator beim comdirect Supercup Foto FIVB: Ralph Bergmann, ehemaliger Nationalspieler, ist Co-Kommentator beim comdirect Supercup Ralph Bergmann ist ein bekanntes Gesicht im deutschen Volleyball. Als ehemaliger Profi weist er eine beachtliche Karriere auf: Über 15 Jahre Nationalmannschaft, sechs Europameisterschaften, eine Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele. Heute fungiert er als Trainer und nimmt beim diesjährigen comdirect Supercup die Rolle des Co-Kommentators ein. Als alter Hase des Geschäfts hat er im Vorhinein mit uns über die technischen Neuerungen gesprochen und uns erzählt, welche Vorteile sie bieten.

Volleyball Bundesliga:  Mit der comdirect als Naming-Right-Partner vom Supercup werden einige Neuerungen präsentiert, die das Spiel für den Zuschauer und die Teams verändern. Eine ist das sogenannte Challenge System in Zusammenarbeit mit dem schottischen Partner Hawk-Eye. Was hat es damit auf sich?

Ralph Bergmann: Jeder Trainer hat pro Satz zwei Mal die Möglichkeit, das Challenge System zu nutzen, um die Entscheidungen der Schieds- oder Linienrichter überprüfen zu lassen: bei der Frage, ob der Ball im Aus war (Seiten- und Grundlinie); bei möglichen Block-Berührungen; bei Netzfehlern; bei Antennen-Berührungen und bei möglichen Fußfehlern. Wenn der Trainer richtig liegt, behält er die Challenge; wenn nicht, ist sie aufgebraucht. Es dient der Wahrheitsfindung und ist meiner Einschätzung nach zu dem Themenbereich Fair Play zuzuordnen – einfach, weil dadurch Lamentieren mit dem Schiedsgericht nicht mehr stattfindet und man als Konsequenz auch ehrlicher miteinander umgeht und Unehrlichkeit aufgedeckt werden kann. Für mich ist es eine durchweg positive Geschichte.

Welche Unehrlichkeiten sind Dir im Laufe Deiner Karriere begegnet?

Es ist so, dass bei Europapokal-Spielen der Linienrichter in der Regel aus dem Land der Heimmannschaft kommt. Da wusste man als Gastmannschaft, dass man drei oder vier Punkte mehr machen musste als sonst, um das Spiel zu gewinnen. Sobald die Spiele knapp wurden, ist irgendwas passiert: ein Netzfehler oder ein Ball war im Aus. Da konnte man früher wenig machen. Das ändert sich durch die Technik. Und das meine ich auch, wenn ich sage, dass das Challenge System zum Fair Play beiträgt. Früher haben einige Spieler bewusst einen Weg gewählt, um ein Spiel zu gewinnen, der einfach nicht fair und sportlich war.

Kannst Du ein Beispiel nennen?

Ich habe in meiner Karriere mit einem Spieler zusammengespielt, der leider mit unfairen Mitteln ein Match gewonnen hat. In einem vom Schiedsrichter unbeobachteten Moment hat er das Netz nach unten gezogen. Der Schiedsrichter hat die Bewegung des Netzes wahrgenommen und hat entschieden, dass der Block das Netz berührt hat. Dadurch wurde ein Spiel im Europapokal entschieden. Das ginge heute nicht mehr. Man hätte die Möglichkeit eine „Challenge Netz“ zu fordern und dann würden die Schiedsrichter klar sehen, dass jemand ins Netz gegriffen hat.

Wie profitiert der Zuschauer von der Technik?

Beim DVV-Pokalfinale kam die Technik schon zum Einsatz – und das Feedback der Zuschauer war sehr positiv. Da wurde aber „nur“ mit den Kamerabildern in Zeitlupe gearbeitet. Neu wird jetzt beim comdirect Supercup sein, dass im Bereich der Aus-Linien ein animierter Ballabdruck generiert wird, der ganz klar zeigt, ob der Ball die Linie noch berührt hat oder nicht. Und diese Animation wird auch in der Halle und im TV-Bild zu sehen sein. Für die Zuschauer ist das sicherlich ein Event, denn auch sie können in dem Moment der Überprüfung diskutieren, ob der Ball noch die Linie berührt hat oder nicht. Für die Trainer bietet das Challenge System zusätzlich die Möglichkeit, taktisch ins Spielgeschehen einzugreifen.

Das musst Du uns erklären!

Angenommen man hat als Trainer keine Auszeit mehr, der Ball ist beispielsweise auch relativ klar im Aus gewesen. Dann kann man dennoch die Challenge nutzen, um klären zu lassen, ob es nicht doch einen Tusch gab. Es bietet für den Trainer die Möglichkeit, bis zur Klärung noch taktisch auf das Team einzuwirken bzw. es ist dann fast so wie eine kleine Auszeit, um den Gegner aus dem Rhythmus zu bringen.

Neben dem Challenge System gibt es weitere technische Neuerungen rund um den comdirect Supercup, etwa die Geschwindigkeitsmessung. Wie funktioniert die?

Zwei hochauflösende Kameras über dem Spielfeldrand erfassen die Flugbahn des Volleyballs, etwa beim Aufschlag. Die Geschwindigkeit wird live auf den Screens am Spielfeldrand in der Arena angezeigt.

Als dritte Innovation führt die comdirect mithilfe der Kinexon-Technologie die Bewegungsdatenanalyse beim comdirect Supercup ein. Wie genau funktioniert die Datenerhebung?

Die Spieler tragen ein Tank Top, in dem sich ein Chip auf Höhe der Schulterblätter befindet. Anhand der Größe und der Reichweite der Spieler wird dieser Chip kalibriert.  Dadurch können innerhalb von Sekunden die Bewegungen jedes Spielers und jeder Spielerin erfasst werden – zum Beispiel Abwehrgeschwindigkeit oder Sprung- und Abschlaghöhen. Interessant sind dann die Entwicklungen, etwa bei der Frage, ob die Sprunghöhe eines Spieler oder einer Spielerin im Laufe eines Spiels nachlassen. Für Fans ist bestimmt auch interessant zu wissen, welcher Spieler oder Spielerin in einem Spiel am höchsten gesprungen ist.

Diese Technik ist sicherlich auch für das Training interessant, auch wenn ich bisher nur weiß, dass sie punktuell eingesetzt wird. Beim letzten Supercup war Vital Heynen jedenfalls sehr interessiert an den Daten, weil es Informationen sind, die es bisher noch nicht gab.

Welche der Neuerungen findest Du persönlich am Interessantesten?

Das Challenge System hat sicher den größten Einfluss aufs Spiel und ich würde es begrüßen, wenn es flächendeckend eingesetzt würde. Die Neuerungen rund um die Datenerhebungen sind zwar auch für Spieler interessant, weil sie sich untereinander messen können und ihre eigenen Leistungssteigerungen in Zahlen dargestellt sehen. Aber in erster Linie sind die erhobenen Daten für Trainer interessant – einfach weil es Rückschlüsse zulässt. Es liefert Antworten auf die Fragen, wie sich etwa eine Änderung im Athletiktraining niederschlägt. Wir als Profisportler sind dafür da, gute Leistungen zu bringen, um die Zuschauer zu begeistern. Und wenn die Datenanalyse dazu führt, die Leistung zu steigern, dann ist das eine gute Sache.

*Reguläre Tickets sind ab 15,- Euro über www.ticketmaster.de oder www.eventim.de

sowie an allen bekannten VVK-Stellen erhältlich. Auch Familientickets (80,- Euro) und Premiumtickets (42,- Euro) sind im Angebot.

**Die Freikarten müssen regulär online über www.eventim.de oder www.ticketmaster.de und an allen bekannten VVK-Stellen sowie telefonisch über die Tickethotlines (Ticketmaster: 01806-9990000**; Eventim: 01806-570070**) gebucht und zur Veranstaltung mitgebracht werden. Pro Buchung dürfen maximal vier Freitickets und mindestens ein Zahlticket gebucht werden. Diese sind für alle Kategorien gültig (außer VIP), die ÖPNV- und Systemgebühr wird vom Veranstalter getragen. Alle Kinder bis 12 Jahre werden gebeten, sich am Veranstaltungstag beim Einlass auszuweisen. Kinder unter fünf Jahren dürfen die Veranstaltung auch kostenfrei besuchen, benötigen aber kein eigenes Ticket.

Außerdem erhalten Kinder zwischen 13 und 17 Jahren, Auszubildende, Schüler, Studenten, und Rentner eine Ermäßigung auf den regulären Preis (Kategorien 2 und 3). Entsprechende Nachweise sind beim Einlass vorzuzeigen.

***(0,20 €/Anruf inkl. MwST. aus den Festnetzen, max. 0,60 €/Anruf inkl. MwSt. aus den deutsche Mobilfunknetzen)

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